in puncto dzb lesen - 01 / 2023

01 2023

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

soviel ist schon mal sicher: Musik bereichert unser Leben, lässt uns Glücksmomente erleben und verbindet. Egal ob wir uns auf einem Konzert zusammenfinden oder ob wir in kleinem Kreis selbst zur Gitarre singen. Auch aus diesem Grund hat der Förderverein des dzb lesen für alle blinden und sehbehinderten Musikinteressierten ein ganz besonderes Musikprojekt ins Leben gerufen. Lesen Sie mehr dazu in dieser Ausgabe!

Ganz ohne Musik läuft auch die Leipziger Buchmesse nicht ab. In diesem Jahr findet sie nach drei Jahren Pause wieder wie gewohnt auf dem Messegelände statt. Wer uns nicht am Stand besuchen kann, der kommt vielleicht zur Lesung mit Sabine Ebert in unser Haus oder verfolgt die Lesung online von zu Hause. Die erfolgreiche Autorin historischer Romane wird aus „Schwert und Krone“ lesen, einer fünfbändigen Reihe, die wir Ihnen hier vorstellen.

Bekannt machen wir Sie in dieser und den folgenden Ausgaben auch mit einigen Bibliotheken der Arbeitsgemeinschaft Medibus. Ein neues Projekt lässt diese Bibliotheken immer mehr zusammenwachsen: Ab 2024 sollen alle das gleiche Bibliothekssystem nutzen und es lokal in ihrem Haus anwenden. So können sie ihren Nutzerinnen und Nutzern bald ein modernes barrierefreies Ausleihsystem bieten.

Ich hoffe, ich konnte Sie wieder etwas neugierig machen und wünsche Ihnen nun eine unterhaltsame Lektüre. Genießen Sie die ersten warmen Frühlingstage!

Ihre Gabi Schulze
Redakteurin „in puncto dzb lesen“

Im Fokus

Musikprojekt „Do it!“: Musizieren ohne Noten

Ein Betrag von Gabi Schulze

Musik ist ihre Leidenschaft. Thomas Kauba, Paula Wünsch und Pascal von Wroblewsky haben sie zu ihrem Beruf gemacht. Alle Drei geben Instrumenten- bzw. Gesangsunterricht. Das Besondere daran, sie begeistern nicht nur sehende Musikinteressierte, sondern auch blinde und sehbehinderte. Sie engagieren sich im Musikprojekt „Do it!“

„Was machen blinde und sehbehinderte Musikfreunde, die einfach ein Musikinstrument erlernen, sich aber nicht mit Noten befassen wollen?“ fragt Prof. Dr. Thomas Kahlisch, Direktor des dzb lesen, der übrigens seit vielen Jahren selbst Gitarre spielt und zu den Initiator*innen des Musikprojektes gehört. „Im Internet gibt es unzählige Angebote für diesen Personenkreis, nur leider sind die Videos häufig nicht barrierefrei.“ Das brachte die „Freunde des barrierefreien Lesens e. V.“, Förderverein des dzb lesen, auf die Idee, ein neues Online-Angebot zu schaffen: In barrierefreien Videos zeigen Musiklehrende blinden und sehbehinderten Musikfreunden, wie sie ein Instrument ohne Notenkenntnis erlernen können. Später sollen sie in der Lage sein, mit anderen auf einem einfachen Level zu musizieren.
Im Sommer 2022 liefen die ersten Vorbereitungen an. Auch fanden sich bald interessierte Musiker*innen für das Projekt, das von der Aktion Mensch und dem Förderverein „Freunde des barrierefreien Lesens e. V.“ gefördert wird.

Zwei, die mit der Musik groß geworden sind

In den kommenden drei Jahren sollen Basis- und Aufbaukurse entwickelt werden, in denen blinden und sehbehinderten Musikinteressierten Schritt für Schritt die Handhabung von je vier Instrumenten (Klavier, Gitarre, Schlagzeug, Bass) und Gesang erklärt wird. So können sich die Musikfreunde das nötige Handwerkszeug, die Fingerfertigkeit und Körperhaltung aneignen. „Wir sprechen alle an, die von zu Hause aus ganz niederschwellig ein Instrument erlernen und sich mit Leuten untereinander austauschen möchten“, erzählt Diana Lorenz, Projektkoordinatorin. Mit sechs Jahren erhielt sie Klavierunterricht und sang im Kinderchor der Oper. Als Teenagerin spielte sie in der Bigband ihrer Schule. Später studierte sie Musikwissenschaft und war als Jazzsängerin mit Band unterwegs. „Ich finde das Projekt sehr spannend. Für mich ist es perfekt, weil es mit Musik zu tun hat und ich ein Projekt koordinieren kann, das Menschen hilft, Musik zu machen“, so Diana Lorenz. „Ich hoffe, dass auch möglichst viele Menschen die Online-Musikkurse nutzen.“
Neben Diana Lorenz arbeitet auch die aus Trondheim (Norwegen) stammende und jetzt in Deutschland lebende Musikerin Solveig-Marie Oma im Projekt mit. Sie ist blind und ausgebildete Organistin. Seit ihrem 11. Lebensjahr spielt sie Orgel. In Tromsö studierte Solveig-Marie Oma Kirchenmusik, war Kantorin und nebenbei Chorleiterin und Musiklehrerin. Während ihres Studiums musste sie immer wieder erfahren, dass es zu wenig Notenmaterialien für blinde Studierende gab. Deshalb weiß sie, dass vor allem einfache Dinge Musikbegeisterten helfen können, auch beim Erlernen eines Instrumentes. „Als ich von dem Projekt erfuhr, dachte ich gleich, das passt prima zu dem, was ich schon mache“, erzählt sie. „Wir untersuchen in Norwegen, unter welchen Voraussetzungen es für blinde und sehbehinderte Menschen von Vorteil sein kann, mit oder ohne Noten zu spielen.“

Lernvideos, die Spaß und Neugier wecken

Zunächst verschafften sich beide Koordinatorinnen einen Überblick über den groben Plan, um diesen dann detaillierter zu gestalten. Ein Fragebogen, der Musikinteressierte einbezieht und deren musikalische Kenntnisse, Anregungen und Wünsche einholt, soll als Erstes erstellt werden. Geplant sind eine Internetseite und ein Blog, der über die Entwicklung des Projektes informiert. Auf der Notennetzwerktagung in Bad Soden-Salmünster, auf der sich jährlich Musikexperten, blinde Musiker und Verlagsvertreter treffen, stellten die Koordinatorinnen das Musikprojekt vor und kamen zum Ideenaustausch zusammen.
In den kommenden Monaten werden gemeinsam mit den Musikinteressierten Konzepte für die Lernvideos entwickelt. Die Lernenden sollen mit Spaß und Neugier ein Instrument ohne Notenkenntnis erlernen. Thomas Kauba, der im Projekt Klavierunterricht gibt, hat schon genaue Vorstellungen. „Die einzelnen Lektionen möchte ich als Mitmach-Unterrichtsstunden gestalten. Dabei werde ich einen Schüler live vor der Kamera unterrichten und die Teilnehmenden des Kurses anregen, dies sofort zu Hause am eigenen Instrument auszuprobieren.“ Die Lernenden sollen sich zunächst auf der Klaviertastatur zurechtfinden. Später fließen auch Hörübungen in den Unterricht ein, so dass die Schüler*innen Melodien auf dem Klavier nachspielen können. Thomas Kauba, der als Korrepetitor an einer Waldorfschule tätig ist, studierte Musik- und Erziehungswissenschaft. Er unterrichtete, nachdem er im dzb lesen die Braille-Notenschrift erlernte, mehrere Jahre eine blinde Schülerin am Klavier.

Eine Jazz-Sängerin, die ihr „Handwerk“ weitergibt

Eine, die schon seit vielen Jahren in Kontakt mit dem Verein "Liederleute“ steht und Workshops für blinde und sehbehinderte Hobbysänger*innen in Boltenhagen gibt, ist keine geringere als die bekannte Jazzsängerin Pascal von Wroblewsky. „Das sind immer Tage voller Musik, Fröhlichkeit, harter Arbeit, großer Freude und Menschen, die ich mittlerweile über ein Jahrzehnt lang kenne“, schwärmt sie. Die Künstlerin wird im Musikprojekt „Do it!“ Gesang lehren. Ihre erste Schallplatte hat sie mit dem blinden Pianisten und Tonmeister Reinhard Walter produziert. Für das Album „Swinging Pool“ bekam sie Mitte der 80er Jahre eine Goldene Schallplatte. „Ich freue mich sehr, mein Handwerk hier in diesem Setting weitergeben zu dürfen und wünsche mir, dass es viele Blinde und Sehschwache erreicht und sie es für sich nutzen, sei es auf ihrem Weg zum Profi oder nur für sich selbst und ihr Herz“, meint sie.
Auch Paula Wünsch, E- und Kontrabassistin, die als Lehrende für den Bassunterricht angefragt wurde, war sofort am Musikprojekt interessiert und sagte zu. „Musik ist in erster Linie ein akustisches Erlebnis, doch man vergisst schnell, wie viel man sich als sehende Person sowohl beim Musikhören als auch beim Musizieren selbst auf die Augen verlässt oder vom Optischen beeinflusst wird“, sagt die Musikerin, die bald ihr Studium in der Jazzabteilung der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig beendet hat. In ihrem Unterricht möchte sie einen spielerischen Ansatz etablieren und den Spaß am Ausprobieren und Entdecken fördern.

Ende Februar werden sich die Musiker*innen für Klavier, Bass, Schlagzeug, Gitarre und Gesang im dzb lesen treffen und kennenlernen. Es ist der Auftakt für eine musikalische Reise, auf der es sowohl für die Lehrenden als auch die Lernenden immer wieder Neues zu entdecken gibt. „in puncto dzb lesen“ wird auch weiter über das Musikprojekt “Do it!“ berichten.

Kurz gemeldet

Neues tastbares Bilderbuch: Klapperlapapp -So fühle ich mich

Heute fühl ich mich glücklich, morgen traurig – und wie fühlst du dich? In dem im dzb lesen neu erschienenen tastbaren Klapp-Bilderbuch „So fühl ich mich“ von Antje Mönnig geht es um Gefühle und Stimmungen. Zehn verschiedene Gesichter zeigen, wie wir uns fühlen. Wie sieht jemand aus, der traurig, lustig oder glücklich ist? Es geht zum einen darum, den Gesichtern entsprechende Gefühle zuzuordnen. Zum anderen macht es Spaß, die Gesichter mit unterschiedlichen Kopfbedeckungen (Basecap, Krone, Zylinder) zu kombinieren. Durch Klappen der mittig geteilten Seiten gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken: ein staunendes Mädchen mit Zöpfen, ein lachender Junge mit Basecap, ein weinender Junge mit Pudelmütze …

Das witzige Klapp-Bilderbuch nimmt die Kinder mit auf eine Reise durch die Welt der Gefühle.

„So fühl ich mich“ ist ein Buch aus der Klapperlapapp-Reihe. Die Reihe umfasst handlich-kompakte Klappbücher im Format »mini«, »midi« und »maxi«.

Für Kinder ab 4 Jahren,
Klappbuch mit Spiralbindung, 10 tastbare Illustrationen mit Relieflack, Braille-Vollschrift und Großdruck, mittig geteilte Seiten, Hochformat 115 x 230 mm, Ausleihe 20088, Verkauf 11390, 39 Euro (netto)

Sabine Ebert liest zur Leipziger Buchmesse im dzb lesen

Endlich ist es soweit! Nach drei Jahren Pause, vom 27. bis 30. April, findet wieder eine Leipziger Buchmesse statt. Das dzb lesen wird auch dabei sein und seine aktuellen Titel mit Fokus auf die Kinder- und Jugendliteratur präsentieren. Wir freuen uns auf zahlreiche Besucher an unserem Stand A 107 in Halle 3!

Natürlich heißen wir auch alle Gäste zu unserer hybriden Lesung im Rahmen von „Leipzig liest“ willkommen. Wir laden alle recht herzlich am 27. April zur Lesung und einem Gespräch mit Sabine Ebert in die Gustav-Adolf-Straße 7 und digital per Video und Telefon ein. Die bekannte Autorin liest ab 19 Uhr aus ihrer fünfbändigen Romanreihe „Schwert und Krone“. Nähere Informationen zum Roman, der im dzb lesen in Brailleschrift als Fortsetzungsreihe erscheint, lesen Sie bitte in dieser Ausgabe unter „Ein Mittelalter-Epos im Abonnement“. Die Zugangsdaten für die digitale Lesung finden Sie demnächst auf www.dzblesen.de.

Kinderbücher zum Schmökern aus dem dzb lesen

Bücher nach Lust und Laune entdecken – das können blinde, seh- und lesebehinderte Mädchen und Jungen mit tollen Lesekisten, die der Förderverein "Freunde des barrierefreien Lesens e. V." und das dzb lesen im Frühjahr 2023 an 48 Schulen und Förderzentren mit dem Förderschwerpunkt Sehen in ganz Deutschland verschickt. Sie enthalten tastbare Kinderbücher für das Erstlesealter, Bücher in Braillevollschrift und -kurzschrift, in Großdruck, Hörbücher und inklusive Spiele, jeweils für Grund- und Mittelschule. Mit diesem Angebot an die Schulen möchte der Förderverein und das dzb lesen Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen unterstützen und die Lesemotivation blinder, seh- und lesebehinderter Kinder fördern.

Dank der Finanzierung des Projektes durch die Paul und Charlotte Kniese-Stiftung, die Herbert Funke-Stiftung und den Förderverein „Freunde des barrierefreien Lesens e. V.“ erhalten die Schulen und Förderzentren die erste Lesekiste kostenfrei. Die Lieferung einer zweiten Lesekiste wird durch die Unterstützung der Förderer zur Hälfte mitfinanziert. Die andere Hälfte übernimmt die Schule, wobei das Zentrum beratend zur Seite steht.

Weitere Informationen: lesefoerderung@dzblesen.de

Einsteigerseminare: Hörgenuss mit dzb lesen-App, Alexa Skill oder DAISY-Player – ganz einfach

Sie sind als Nutzerin und Nutzer neu im dzb lesen oder Ihre Angehörigen helfen Ihnen bei den Anwendungen zur Hörbuchnutzung? In Online-Seminaren bieten wir allen Interessierten die Möglichkeit, unsere vielfältigen Services zum Abspielen von Hörmedien sehr persönlich kennenzulernen. Dabei informieren wir Sie, wie man Hörmedien online herunterlädt (zum Beispiel mit der dzb lesen-App), diese mithilfe sprachgesteuerter Technik abspielt (Alexa Skill) oder die Hörbücher einfach per CD hören kann. Wir zeigen Ihnen, wie sie online im Bibliothekskatalog recherchieren und Medien verwalten können sowie vieles mehr.

Termine:
22. März, 31. Mai, 06. September und 08. November 2023 jeweils 17 Uhr

Eine Anmeldung für die kostenfreien Online-Seminare ist nicht erforderlich. Die Zugangsdaten für Video und Telefon finden Sie unter https://dzblesen.de/ueber-uns/news-publikationen/alle-veranstaltungen

Wir sind auf der SightCity!

Die SightCity, die größte internationale Fachmesse für Blinden- und Sehbehinderten-Hilfsmittel, findet in diesem Jahr vom 10. bis 12. Mai statt – sowohl digital, aber vor allem in Präsenz. So werden nach der langen Pause wieder zahlreiche Aussteller Blindenhilfsmittel aller Art in Frankfurt präsentieren. Bitte merken Sie sich vor: Auch das dzb lesen kommt nach Frankfurt. Besuchen Sie uns am Stand L1.12, im Kongresshaus Kap Europa, Osloer Straße 5. Wir heißen Sie herzlich willkommen!

„Schwarzlicht“ – ein packender Kriminalroman in Fortsetzungen

Ab Mai 2023 erscheint im dzb lesen ein weiterer Fortsetzungsroman im Zeitschriftenabonnement: „Schwarzlicht“ ist der Auftakt der außergewöhnlichen Krimi-Trilogie von Bestseller-Autorin Camilla Läckberg und Mentalist Henrik Fexeus aus Schweden. Es geht um die Stockholmer Kommissarin Mina Dabiri, die mit ihren Ermittlungen um eine tote Frau im Schwertkasten nicht wirklich vorankommt. Der Mord sieht wie ein verunglückter Zaubertrick aus. Deshalb holt sich die Kommissarin den bekannten Mentalisten Vincent Walder mit ins Boot. Sie erhofft sich von ihm mehr Wissen in den Bereichen der Magie und Illusion, um den Mörder fassen zu können. Als eine weitere Leiche gefunden wird, deutet alles auf einen Serienmörder hin …

Format: Braille-Kurzschrift in Print und digital (BRL-Datei)
Umfang: ca. 16 Hefte für Band 1 der Trilogie
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: 21 Euro (gedruckt, Braille-Kurzschrift), 18 Euro (BRL-Datei)

Vorbestellungen: abo@dzblesen.de oder telefonisch 03417113120
Bitte vergessen Sie nicht, das gewünschte Format anzugeben.

Interview

Das dzb lesen im Jahr 2022

Neue Service- und Produkt-Angebote, wie z. B. Zeitschriften in digitaler Brailleschrift, die Ausleihe von Großdruckbüchern, neue tastbare Bilderbücher und ein Fortsetzungsroman im Abonnement – Prof. Dr. Thomas Kahlisch, Direktor des dzb lesen, hält Rückschau und blickt auf bevorstehende Aufgaben des Zentrums.

Herr Prof. Dr. Kahlisch, wenn Sie Rückschau halten, was waren Ihrer Meinung nach die Höhepunkte im vergangenen Jahr und worüber freuen Sie sich besonders?

Zweifelsohne war die Einführung unseres neuen Ausleihangebotes für Großdrucke das Highlight des vergangenen Jahres. Es freut mich besonders, dass wir nun endlich auch sehbehinderten Nutzerinnen und Nutzer mit gedruckten Büchern – die für diese Personengruppe besonders geeignet sind - ein Angebot machen können. Hervorzuheben ist auch der Ausbau unseres Webshops. Man kann nun auch bequem mit PayPal bezahlen, dabei bietet es sich an, dass Nutzer*innen, die bei uns registriert sind, sich vorher auch anmelden, damit sie von den Vorteilen eines Einkaufs ohne Mehrwertsteuer profitieren.

Kernaufgabe des dzb lesen ist es, seinen Nutzerinnen und Nutzern ein vielfältiges Literaturangebot bereitzustellen: Welche neuen Produkte erweitern das Ausleih- und Verkaufsangebot seit 2022?

Im Verlag des dzb lesen wurden im vergangenen Jahr erneut ganz wunderbare neue Medien entwickelt und im Haus produziert. Neben den rund 200 Eigenproduktionen je in Braille und DAISY sind es vor allem inklusive Kinderbücher mit denen wir im wahrsten Sinne des Wortes punkten. So gibt es mit „So fühle ich mich“ ein weiteres Buch in unserer Klapperlapapp-Reihe. Dazu kommen „Sorum und anders“, Ausmalbücher und „Zwei Ameisen auf Reisen“, um nur einige zu nennen.

Dazu kommen in der Hörbücherei mit rund 4.300 Übernahmen zusätzliche Hörmedien in die Ausleihe. Dabei sind Hörbücher und auch Hörfilme, also die Audiodeskriptionen öffentlicher TV-Sender.

Das Angebot englischsprachiger Bücher in der Braille-Ausleihe wird erfreulicherweise sehr gut angenommen. So haben alle Interessierten die Möglichkeit, Bücher ihrer Wahl über uns zu bestellen. Wir vermitteln so die Angebote aus den USA und Großbritannien.

Zusätzlich komplettieren wir als bundesweit wirkende Institution unser Angebot mit Medien anderer Produzenten. So bieten wir als Einzige „Alex und Lilani“, ein inklusives Lernmittel für die Brailleschrift, und die Bücher von Anderes Sehen e. V. an. So wollen wir die gesamte Vielfalt präsentieren und anbieten.

Welche Service-Angebote müssen auch in diesem Jahr noch weiterentwickelt werden?

Aktuell arbeiten wir an einer neuen Benutzungsoberfläche unserer beiden Smartphone-Apps. Die Bedienung soll kontrastreicher und anschaulicher für sehbehinderte Menschen werden, ohne die Bedienbarkeit für blinde Anwender einzuschränken, versteht sich. Damit wir neuen Nutzerinnen und Nutzern den Einstieg in unser umfangreiches Bibliotheksangebot erleichtern, haben wir begonnen, Einsteigerkurse virtuell anzubieten. Dieses Angebot hat sich bewährt und wird in diesem Jahr fortgesetzt. Als erstes und von den Nutzer*innen lange erwartetes Angebot im Bereich Braille bieten wir seit diesem Jahr die Übermittlung der digitalen Fassungen unserer Punktschriftzeitschriften an. Dieses Angebot wird in diesem Jahr in unser Bibliothekssystem integriert und seine Handhabung damit noch einmal vereinfacht.

Welche Aufgaben und Projekte stehen 2023 für das Zentrum an? Und welche sind Ihnen besonders wichtig?

Zu nennen ist hier das Medibus-Projekt zum Aufbau einer Recherche-Plattform für barrierefreie Inhalte, welches wir von der Aktion Mensch finanziert bekommen haben. Die Medibus-Bibliotheken rücken zusammen und entwickeln gemeinsam Lösungen für die Zukunft. Dies wird uns helfen, auch künftig moderne und ansprechende Angebote für unsere Nutzerinnen und Nutzer zu machen.

Einen ganz neuen Weg geht der Förderverein „Freunde des barrierefreien Lesens“ zusammen mit dem dzb lesen. Wir starten das Projekt „Do it!“, in dem Videos (Einsteiger- und Aufbaukurs) zum Erlernen von Musikinstrumenten erstellt werden, die von blinden oder sehbehinderten Laienmusikern genutzt werden können. Mit diesem neuen niederschwelligen Zugang zur Welt der Musik wird es uns gelingen, neue Nutzergruppen zu erschließen und auf der Basis moderner Technologien Angebote zu unterbreiten.

Neu ab Januar ist auch, dass Braille-Leserinnen und -Leser mit einem Abonnement in den Genuss kommen, ihre Zeitschrift auf der Braillezeile zu lesen. Das kann jeder Interessierte auch mit einer Probeausgabe selbst ausprobieren.

Vielen Dank, Herr Kahlisch!

Nahaufnahme

Ein Mittelalter-Epos im Abonnement

Sabine Ebert hat unter den Hörerinnen und Hörern des dzb lesen eine große Fangemeinde. Seit Oktober vergangenen Jahres können auch Braille-Leserinnen und -Leser ihren historischen Roman „Schwert und Krone“, bestehend aus fünf Bänden, als wöchentlichen Fortsetzungsroman im Heftformat lesen. Zeitgleich erscheint der jeweilige Band in der Ausleihe. Wer noch nichts von Eberts Mittelalter-Epos gehört hat ─ was eigentlich so gut wie unmöglich ist ─ bekommt im Folgenden einen kurzen Überblick. Die Autorin können Sie aber auch persönlich zur Lesung im Rahmen der Leipziger Buchmesse am 27. April, 19 Uhr im dzb lesen kennenlernen.

Was Sie über „Schwert und Krone“ wissen müssen

Die Geschichte

Der Roman erzählt umfangreich die Geschichte einzelner deutscher Fürstenhäuser seit dem Mittelalter. Im Mittelpunkt steht die Geschichte des legendären Königs Barbarossa. Die Charaktere in den Romanen beruhen auf belegten historischen Figuren. Vom 12. Jahrhundert ausgehend wird der Aufstieg Barbarossas im Mittelalter zu einem der mächtigsten und berühmtesten deutschen Herrscher beschrieben. Neben den Figuren basieren auch viele der bildhaft erzählten Ereignisse und Begebenheiten auf historischen Fakten, die die Autorin in spannende Romane verwandelt.

Die Ausgaben

Sabine Ebert veröffentlichte den ersten Band der Barbarossa-Reihe 2017. Diesem folgten bis 2020 vier weitere Bände.

Chronologie aller Bände (1-5)

  • Band: Meister der Täuschung (2017)
  • Band: Der junge Falke (2017)
  • Band: Zeit des Verrats (2018)
  • Band: Herz aus Stein (2019)
  • Band: Preis der Macht (2020)

Das Mittelalter

Das 12. Jahrhundert ist ein entscheidendes Jahrhundert, in dem nur wenige machtbesessene Männer einen Kampf um die Herrschaft austragen. Mal werden Intrigen gegen Feinde geschmiedet, mal kommt es zum direkten Aufeinandertreffen. Die einfachen Menschen des Mittelalters müssen Kriege und Hungersnöte erleiden.

Die Handlungsorte

Ort der Handlung in allen fünf Bänden ist das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Es befand sich von 962 bis 1806 in Mittel- und Südeuropa. Den Zusatz „Deutsche Nation“ bekam das „Heilige Römische Reich“ im 15. Jahrhundert, weil damals der größte Teil im deutschen Raum lag. Es gibt viele Ortswechsel, die sich über das Reich erstrecken. Man ist dabei im Heerlager des verstorbenen Kaisers, in den Pfalzen des Königs, den Burgen der Fürsten oder bei den Hoftagen in Bamberg und Würzburg.

Die Adelsgeschlechter

Es gab im 12. Jahrhundert vier mächtige Adelsfamilien, die miteinander paktierten, einander verrieten, sich bekriegten und mit der Kirche Bündnisse eingingen: die Welfen, Staufer, Askanier und Wettiner. Sie kämpften mit brutaler Gewalt, Erpressungen, Ränkespielen und Intrigen um den Thron. Üblicherweise stehen im 12. Jahrhundert die Welfen und Staufer im Mittelpunkt der Geschichtsschreibung. In Sabine Eberts Romanen spielen jedoch die aufstrebenden Adelsgeschlechter der Wettiner und Askanier eine sehr bedeutende Rolle.

Die Männer

Die einstigen Jugendgefährten Friedrich I., Heinrich der Löwe und Dietrich von Landsberg haben in gewisser Weise gelernt, ihre Interessen mit Gewalt durchzusetzen. Danach handeln zumindest Barbarossa und Heinrich. Eberts Sympathie gilt jedoch Dietrich, der viel rationaler, weniger impulsiv ist und für den Gewalt kein legitimes Mittel ist, sein Ziel zu erreichen.

Die Frauen

Die Frauen spielen bei Sabine Ebert eine große Rolle, so auch in „Schwert und Krone“. Sie nehmen Einfluss auf das Handeln ihrer Männer. Beispiele dafür sind unter anderem Barbarossas Gefährtin Beatrix, die englische Königstochter Mathilde an der Seite von Heinrich dem Löwen, Hedwig, die Frau von Otto dem Reichen. Aber auch Uta von Calw und Adela von Vohburg sind historisch verbürgt. Die jungen Frauen mussten meist viel ältere Adlige heiraten, um Machtbündnisse zwischen den Adelsgeschlechtern schließen zu können. Dank umfangreicher Recherchen gelingt es der Autorin, die Frauen sehr realitätsnah darzustellen.

Die Autorin

Sabine Ebert war als Journalistin und Sachbuchautorin tätig und begann aus Leidenschaft für die deutsche Geschichte, historische Romane zu schreiben, die allesamt zu Bestsellern wurden. Ihr Debütroman "Das Geheimnis der Hebamme“ wurde von der ARD als Event-Zweiteiler verfilmt. Ihre Romane beruhen auf intensiven Recherchen in den Originalquellen. Sabine Ebert lebt und arbeitet nach vielen Jahren in Freiberg und Leipzig nun in Dresden.

Hingehört

„Weil die Welt mehr bietet als nur Bilder …“

"Augen zu und durch!", ein Podcast von MDR SACHSEN, nimmt sehbehinderte und sehende Menschen mit auf eine außergewöhnliche akustische Reise durch Orte in Sachsen. Diese stehen nicht unbedingt in einem Stadtführer. Außergewöhnlich ist der Podcast auch deshalb, weil er den Hörenden mithilfe der Kunstkopfstereophonie ein dreidimensionales akustisches Erlebnis garantiert. Vorausgesetzt man hört ihn mit Stereokopfhörern. Er ermöglicht binaural, also mit beiden Ohren räumlich zu hören, wo etwas passiert. So, als wäre man mittendrin im Geschehen. Die Idee für den Podcast stammt von Marion Waldhauer. Sie ist als Film- und Video-Editorin im MDR-Landesfunkhaus Sachsen tätig und hat alle Folgen kreativ gestaltet und produziert. Als Co-Podcaster und wichtigsten Mann holte sie sich Daniel Martin mit ins Boot. Der 37-Jährige ist stellvertretender Vorsitzender des Sächsischen Blindenverbandes e. V. und spät erblindet. Beide führen sich gegenseitig an ihre Lieblingsorte, treffen auf interessante Menschen und erleben gemeinsam Kunst und Kultur. Gabi Schulze war begeistert von dem Klangerlebnis und hat Podcaster Daniel Martin einige Fragen gestellt.

Wie kam es dazu, dass Sie im Podcast des MDR Sachsen mitwirken konnten? Und warum machen Sie mit?

Bei einer Vorstandsitzung des BSVS e. V. besprachen wir die Anfrage von Marion Waldhauer. Ich trat mit Ihr in Kontakt, um abzuklären, was mich erwarten würde. Die zugesendete Hörprobe begeisterte mich gleich von Anfang an und als ich Marion am folgenden Tag anrief und sie mir die Idee näherbrachte, war ich so begeistert, dass Sie mich gleich als Drehpartner festlegte. So nahm alles seinen Lauf. Ich war schon sehr lange am Überlegen, wie man die Welt der Blinden und Sehbehinderten mal völlig anders darstellen könnte als im Fernsehen, Radio oder Artikeln, wo meist immer nur erklärt und erzählt wird. Mit diesem Projekt war die Chance da, den Sehenden unsere Welt mal auf andere Art zu „zeigen“, natürlich sollen auch Blinde und Sehbehinderte zum Reisen animiert werden, die sich vielleicht nicht so trauen.

Der Podcast nimmt uns mit auf eine Reise durch Sachsen. Sie entdecken Orte vor der Haustür und entführen uns an Ihre Lieblingsorte. Welche Orte in Sachsen sind das bisher ? Und welche sind geplant?

Bisher sind wir in Dresden, Leipzig und Zwickau gewesen. Wer es genauer wissen möchte, hört sich einfach mal den Podcast an. Den gibt es auch auf Youtube auf MDR Sachsen. Durch das Feedback der Hörerschaft haben wir einige Orte und auch Einladungen erhalten. Unter anderem sind dabei Zittau oder auch die Villa Rochsburg. Kleine Aktivitäten sind auch wieder geplant. Wann es aber weiter geht, steht leider noch nicht fest. Wir hoffen aber, dass es bald soweit sein wird.

Wie bereiten Sie und Frau Waldhauer die Podcasts vor?

Die Planung der ersten vier Folgen erfolgte durch unzählige Telefonate, WhatsApps und E-Mails. Konstantin erweiterte unser Team als Kameramann. Er ist ein fester Bestandteil des Podcast. Auch während den Aufnahmen entstand die eine oder andere Idee, die kurzfristig eingebaut wurde. Flexibilität und Spontanität waren super wichtig bei der Umsetzung. Zum Beispiel mussten wir umplanen, weil das Wetter nicht immer mitspielte. Auch unsere Gäste im Podcast waren ab und zu Ideengeber. Wir haben nie aufgehört zu sammeln und Ideen zu entwickeln.

Wie sind Ihre Rollen im Podcast verteilt?

Jeder macht das, was er am besten kann. Wir drei planen, organisieren und sammeln Ideen gleichermaßen. Marion und Konstantin schneiden und kümmern sich um die Technik. Unser Kameramann schneidet auch die Videos, die auf der Webseite zu finden sind. Ich kümmere mich um die Sachen zum Thema „Blind und sehbehindert“, wie beispielsweise, was gibt es für Hilfsmittel, wie ist die Gesetzeslage usw. Zudem höre ich die geschnittenen Versionen. Wir entscheiden gemeinsam, welche Version verwendet wird.

Gibt es auch kuriose oder lustige Situationen bzw. Pannen, die Sie während der Aufnahmen hatten ?

Wir haben am Ende jeder Folge Outtakes (Teil, der bei der Aufnahme entstand, aber nicht zu der veröffentlichten Fassung gehört – Anmerkung der Redaktion). Es lohnt sich also bis zum Ende zu hören. Das Kurioseste war die Frage, ob ich wirklich blind bzw. sehbehindert bin oder ob ich das nur für den MDR spiele. Pannen hatten wir so einige. Entweder vermasselte der Wind oder Baustellenlärm unsere Aufnahmen oder die Technik versagte, wegen leerer Batterien. Bei lustigen Situationen fällt mir die Szene im Zoo ein, wo uns erzählt wurde, dass die Pelikane mit Kindergeburtstagen gefüttert werden. Als man uns dies erzählte, hatten wir gleich eine rege bildliche Vorstellung in unseren Köpfen, wie dies wohl aussehen könnte.

Wem empfehlen Sie den Podcast?

Wir empfehlen jedem den Podcast, da dieser für jeden gemacht ist, der Lust und Laune hat, mal in die Welt des Hörens einzutauchen. Auch Gehörlose können sich daran erfreuen. (Barrierefreiheit der Webseite und Videos werden noch nachgebessert.)

Vielen Dank, Herr Martin!

Vorgestellt

Medibus: Wer gehört dazu?

In dieser Ausgabe beginnen wir mit einer Reihe, in der wir Ihnen einige Bibliotheken vorstellen, die in der Arbeitsgemeinschaft Medibus vereint sind. Seit 2004 organisiert Medibus Bibliotheken und Produzenten im deutschsprachigen Raum, welche Medien für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen herstellen. Neben der Koordination der Produktion seiner Mitglieder übernimmt der Verein auch beratende Funktionen. Vor allem aber stellt Medibus einen Zentralkatalog, der unter medibus.info abrufbar ist, zur Verfügung. Hier kann man nach Titeln recherchieren, die die einzelnen Braille- und Hörbuchbibliotheken vorrätig haben. Die Bibliotheken tauschen ihre Medien untereinander aus, so dass den Nutzerinnen und Nutzern ihrer Stammbibliothek eine Vielzahl an Büchern zur Verfügung steht Zurzeit wird die Plattform für barrierefreie Leseangebote in den Bereichen Brailleschrift, E-Books und Großdruck ausgebaut und soll ab 2024 für die Nutzerinnen und Nutzer bereitstehen.

Die Bayerische Hörbücherei e. V.: Bücher besser hören

Seit über 60 Jahren verleiht die Bayerische Hörbücherei für Blinde, Seh- und Lesebeeinträchtigte e. V. in München kostenlos Literatur verschiedener Gattungen und Genres an blinde, seh- und lesebeeinträchtigte Menschen. Gegründet wurde die Bayerische Hörbücherei e. V. – damals noch als Bayerische Blindenhörbücherei e. V. – im Jahr 1958. Sie feiert also in diesem Jahr ihr 65. Jubiläum. Ob Roman, Krimi, Klassiker oder Sachbuch – in fünf Studios werden von 25 professionellen Sprecherinnen und Sprechern Hörbücher in ungekürzter Form aufgelesen. Jährlich werden ca. 200 Hörbuch-Titel produziert. Zurzeit stehen in der Hörbuch-Ausleihe 50.000 Titel bereit, die auch per App heruntergeladen und auf mobilen Endgeräten gehört werden können. Zudem veranstaltet die Bayerische Hörbücherei Lesungen an verschiedenen Orten in Bayern und arbeitet mit Öffentlichen Bibliotheken zusammen.

Wir haben Margarete Rathe, Geschäftsführerin der Bayerischen Hörbücherei e. V. und Mitglied im Vorstand der Mediengemeinschaft Medibus einige Fragen gestellt.

Was ist das Besondere an der Bayerischen Hörbücherei?

Das Besondere an uns ist sicherlich der wunderbare Kreis an Sprechern, mit dem wir tagtäglich arbeiten dürfen und der uns die Produktion hervorragender Hörbücher ermöglicht. Viele von unseren Sprechern sind professionelle Schauspieler oder Trainer in dem Bereich und uns schon lange verbunden, haben regelrecht Fangruppen unter unseren Hörern. Wir erleben immer wieder einzigartige Lesungen mit diesen Profis und unseren Hörern und genießen diese Zusammentreffen sehr.

Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?

Mein Arbeitsalltag beginnt so um 8:30 Uhr, nachdem ich meine drei Kinder auf den Weg in die Schule gebracht habe. Mein verständnisvolles Team weiß, dass ich zum Start erst in Ruhe meinen ersten Kaffee brauche. Dabei sortiere ich die eingegangene Post und Mails. Anschließend habe ich vormittags oft Telefonate oder Meetings mit unterschiedlichen Kooperationspartnern. Danach nehme ich mir gerne Zeit für längere Schriftstücke oder habe Finanzbelange zu klären. Mittags esse ich nur schnell etwas am Rechner und schiebe dabei meistens ein paar technische Fragen dazwischen, die über die Hörerberatung oder das Team kommen. Danach ist Zeit für das bunte Allerlei, das so anfällt, wie z. B. Gestaltung von Flyern oder Social Media Veröffentlichungen, Abstimmungen mit dem Team oder Vorbereitung von Lesungen und Newslettern. Zwischen 16 und 17 Uhr mache ich mich dann auf den Weg nach Hause und erledige Liegengebliebenes dann abends von dort aus, wenn es ruhiger wird.

Was ist Ihr Lieblingsplatz in der Hörbücherei? Und warum?

Ich mag unseren Besprechungsraum sehr, weil das ein Ort der Begegnung ist und er rundum mit Büchern gefüllt ist. An allen Wänden stehen Bücherregale mit Büchern, die wir aufgesprochen haben oder für Lesungen brauchen. Heutzutage ist ja so viel digital und findet am Computer oder online statt. Da genieße ich diese “gute alte Buchatmosphäre” sehr.

Welche spannenden Vorhaben gibt es 2023 in der Bayerischen Hörbücherei?

Wir haben ein großes Projekt vor, das leider nach außen hin nicht so spannend aussieht, für uns aber einen echten Meilenstein und viel Arbeit bedeutet: Wir binden uns an das gemeinsame Bibliothekssystem der Mediengemeinschaft für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen e. V. (kurz Medibus) an. Damit sind in Zukunft viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit und gemeinsamen Weiterentwicklung gerade in technischer Hinsicht geboten, auf die wir uns schon sehr freuen.

Welches Hörbuch gehört zu Ihren Favoriten im Jahr 2022?

Ich muss mich ja immer wieder als echter Hörbuch-Junkie outen. Da ich nicht zum Lesen komme, höre ich nur noch. Dies aber richtig viel – es kommen sicherlich um die 100 Titel pro Jahr zusammen. Daher fällt mir die Auswahl hier etwas schwer... Ganz oben steht aber sicherlich “Ein wenig Leben” von Hanya Yanagihara. Das Buch ist nicht ganz neu (aus 2017), ein ziemlich dicker Wälzer von 36 Stunden, bei dem ich am Anfang erst schwer reingekommen bin, der mich aber dann völlig gefesselt hat. Da war alles drin: tolle Sprache, ganz viel Spannung, viel Zwischenmenschliches, was mich immer am meisten mitnimmt, tolle Wendungen.

Gelesen und empfohlen

Eine Wissenschaftlerin, die sich nicht unterkriegen lässt

Empfohlen von Bernd Walsch (Nutzer des dzb lesen und leidenschaftlicher Hörbuchfan)

Super witzig, berührend, erschütternd und nie langweilig: Das ist Bonnie Garmus‘ Roman „Eine Frage der Chemie“. Die Autorin nimmt uns mit in die 60er Jahre, eine Zeit, die noch nicht so lange her ist. Sie macht dem/der erstaunten Leser/in klar, dass damals das Rollenverständnis einer Frau in der Gesellschaft erschütternd anders war als heute. Langsam erfährt man vom Werdegang Elizabeth Zotts zu einer hochbegabten Wissenschaftlerin der Chemie. Sinnvoll und logisch fügen sich die Zeitsprünge ineinander und überraschen von Anfang an. Auch der Beginn und die Schilderung einer außergewöhnlichen Liebe erklärt den Handlungsverlauf und bleibt bis zum Schluss spannend und überraschend. Die wirklich witzigen kleinen Beispiele von Elizabeth Zott zu ihrer hartnäckigen und revolutionären Denkweise lassen den Leser laut auflachen. Kaum angefangen, will man dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Bonnie Garmus: Eine Frage der Chemie
CD-DAISY (13:49 h), Ausleihe 61653,
4 Bände, Kurzschrift, Ausleihe 20237, Verkauf 11652, 55,50 Euro (netto)

Familientragödie in bayerischer Dorfidylle

Empfohlen von Helmut Matys (Korrekturleser im dzb lesen)

Wenn Sie Krimis mögen, sollten Sie die Geschichte von Christiane Tramitz „Das Dorf und der Tod – Kriminalroman nach einer wahren Begebenheit“ lesen.
Die Handlung ist abgründig, erschütternd und packend. Sie spielt in einem idyllischen bayerischen Bergdorf im Zeitraum 1920 bis 1995, beschreibt die Menschen und gesellschaftlichen Veränderungen, hebt dabei eine Familie hervor, deren Tochter gegen die Moralvorstellungen der Kirche verstieß, die selbst nicht immer moralisch agiert. Hat sie doch Zigtausend Kinder in „ihrem Schoße“ seelisch, körperlich oder sexuell missbraucht.
Vroni (18) und Lorenz sind ein heimliches Liebespaar. Sie wird schwanger, kann ihren Zustand nicht mehr verbergen, muss sich den Eltern gegenüber erklären. Auf Drängen des Dorfpfarrers soll der Hausherr etwas unternehmen. Sex vor der Ehe: Sünde. Wenn Sex, dann nur wegen der Leibesfrucht, aber nicht aus Spaß. Ein uneheliches Kind: Schande. Was der Vater veranlasste, führte zu einem Spannungsfeld, das sich viele Jahre später durch einen Mehrfachmord entlud.
Lesen Sie bitte selbst. Es lohnt sich.

Christiane Tramitz: Das Dorf und der Tod
Großdruck, 3 Bände, 538 Seiten, 17 Punkt
In Braille-Kurzschrift erscheint das Buch demnächst.

Technik getestet

Dateimanager vorgestellt: Ordnung auf dem virtuellen Schreibtisch

Ein Beitrag von Susanne Siems

Wenn sich auf dem Schreibtisch die Papiere stapeln, sei es nun in Schwarz- oder Brailleschrift, fühlt man sich nicht wohl und versucht Ordnung zu schaffen. Macht man das auch auf dem PC? Dort, wo es nicht gleich so auffällt, weil physisch nicht erfahrbar? Macht man es nicht, sind die Folgen aber mindestens genauso schlimm wie bei der Unordnung auf dem Schreibtisch.

Ich finde, seitdem ich 1991 meinen ersten PC hatte, ist ein geordnetes, für mich logisches Dateisystem unheimlich wichtig. Darum suche ich immer wieder mal nach einem ordentlichen Dateimanager. Als sehbehinderte Anwenderin, die aber zunehmend mit Sprache und ansteigender Vergrößerung arbeitet, sind da einige Dinge wichtig, zum Beispiel gute Kontraste und vor allem eine gute Tastaturbedienung. Das von Windows mitgebrachte sogenannte Bordmittel Windows-Explorer ist in den letzten Jahren weiterentwickelt worden und mit vielen assistiven Hilfen, voran Jaws und NVDA, gut bedienbar.
Mein erster guter Dateimanager aber war der Norton Commander – viele der älteren PC-Anwender werden sich erinnern. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Dateimanagern mit dem Namen Commander. Gemeinsam ist ihnen allen das Zwei-Fenster-Prinzip. Dieses, die einfache Navigation zum Beispiel mit der Tabulatortaste, die klaren Strukturen und guten Kontraste, haben mich schon immer begeistert. Ich habe meinen PC „verstanden“ und wusste, wo meine Dateien wirklich liegen. Damals gab es noch kein Windows, wir lebten in der DOS-Welt.

Kostenloser FreeCommander mit klarer Struktur

Insgeheim habe ich immer diesem Norton Commander nachgetrauert, mich aber niemals so intensiv mit dem Thema beschäftigt. Bis ich vor einigen Jahren auf Empfehlung den kostenlosen FreeCommander entdeckte. Auch er basiert auf dem Zwei-Fenster-Prinzip und lässt sich sehr einfach und mit Tastatur bedienen. Aufgrund der klaren Struktur fällt die visuelle Orientierung leichter als zum Beispiel beim Windows-Explorer.
Als ich 2021 zu Windows 11 wechselte, fanden wir nicht gleich eine Lösung für den scheinbar fehlenden FreeCommander unter Windows 11. Damals entdeckte ich den TotalCommander, ähnliches Prinzip, mehr Funktionen, zum Beispiel im Bereich Synchronisation und Backup. Er ist nicht kostenlos, aber man ist mit unter 30 Euro ohne Abo dabei, Studenten bezahlen die Hälfte. Man kann ihn auf unbegrenzt vielen Geräten installieren. Ich nutze den TotalCommander seit zwei Jahren und bin recht zufrieden, finde einige Dinge aber komplizierter und nicht so intuitiv wie beim FreeCommander. Ich denke, für den gelegentlichen PC-Nutzer ist der FreeCommander die bessere Variante. Denn es gibt ihn natürlich auch für Windows 11.

Kostenpflichtiger SpeedCommander mit vielfältigen Designeinstellungen

FreeCommanderXE ist in der 32-Bit-Variante kostenfrei, allerdings findet man auf der Seite www.freecommander.com den Hinweis, dass die 64-Bit-Variante als Bonus für Spender verfügbar ist. Die aktuelle Version heißt FreeCommanderXE 2023. Es gibt ein deutsch- und ein englischsprachiges Forum zum Austausch. Bei meiner Recherche für diesen Artikel fand ich in den Mailinglisten blinder und sehbehinderter Computeranwender den Hinweis auf den SpeedCommander. Das Prinzip ist genauso, es gibt beim Einstellen des Schemas direkt eine Option Norton Commander. Die Testversion läuft auf meinem PC, die Vollversion kostet etwas über 40 Euro. Ich entdecke gerade die vielfältigen Möglichkeiten dieses Dateimanagers, u. a. für sehbehinderte Menschen nicht uninteressant, die vielfältigen Designeinstellungen. Man kann unterschiedliche Designs für Symbol- und Menüleisten definieren und neben den gängigen Office-Designs zum Beispiel auch ein Windows 7- oder Windows XP-Design auswählen. Den SpeedCommander kann man 60 Tage kostenlos testen, er ist für 32-, 64- und ARM64-Bit-Prozessoren verfügbar.

Egal welcher von den dreien, ich möchte diese Art Dateimanager nicht mehr missen bei meiner PC-Arbeit. Gerade das Kopieren oder Verschieben von Dateien von einem Ordner in einen anderen, von einem Laufwerk in ein anderes, geht nach etwas Übung superschnell und supereinfach. Für mich als Anwenderin mit Sehrest spielt dabei eine große Rolle, dass ich optisch verfolgen kann, von wo nach wo ich etwas verschiebe bzw. kopiere.

Um beim Eingangsbild zu bleiben, ich habe das Gefühl, wieder zu wissen, wo ich etwas auf meinem Schreibtisch abgelegt habe, in welchem Fach und wo auf dem Schreibtisch sich das Fach befindet. Wenn ich mit dem Windows-Explorer arbeite, ist mir das nicht immer so gegenwärtig.

Wenn Sie Detailfragen haben zu einem der drei Dateimanager, rufen Sie mich gern an oder schreiben eine E-Mail. Die Kontakte finden Sie auf der Seite unseres Technikteams LOUIS auf www.dzblesen.de.

Fragebogen

Sechs Fragen – sechs Antworten

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter antworten auf unsere Fragen. Diesmal: Felix Purtov (Team DaCapo)

Was ist Ihre Aufgabe im dzb lesen?

Im Team DaCapo übertrage ich verschiedene musikalische Werke in Braillenoten.

Welche Arbeit haben Sie gerade auf dem Tisch?

Ich arbeite gerade an dem „Chorbuch a tre“. Das ist eine Sammlung von Werken aus verschiedenen Epochen für dreistimmigen Chor. Außerdem liegen die Lieder von Fanny Hensel und eine Klarinettenschule zur Übertragung auf meinem Tisch.

In meiner Freizeit beschäftige ich mich am liebsten …

… mit Konzert- bzw. Theaterbesuchen. Ich unternehme gern Ausflüge und gehe ins Sportstudio.

Welche drei Dinge würden Sie auf eine Insel mitnehmen?

… ein Buch, einen CD-Player und gute Laune.

Haben Sie ein Buch, das Sie empfehlen können?

Bücher von Fabio Volo und "Mephisto" von Klaus Mann.

Ihr Lebensmotto?

Jeden Morgen optimistisch aufwachen.

Rätsel

Machen Sie mit und gewinnen Sie!

Wir wollen wissen: Wie heißt der erste Band der außergewöhnlichen Krimi-Trilogie von Bestseller-Autorin Camilla Läckberg und Mentalist Henrik Fexeus, der ab Mai als Fortsetzungsroman im dzb lesen erscheint?

Schicken Sie Ihre Antwort bis zum 10. Mai 2023 per E-Mail (presse@dzblesen.de) oder per Post an: dzb lesen, Kennwort: Rätsel „in puncto dzb lesen“, Gustav-Adolf-Straße 7, 04105 Leipzig.

Das können Sie gewinnen: ein Abonnement des ersten Bandes der o.g. Krimi-Trilogie.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des dzb lesen können nicht teilnehmen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Auflösung aus 4/2022

Die richtige Antwort lautet: Die Dachorganisation der Bibliotheken für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen heißt Medibus.

Die glückliche Gewinnerin heißt: Tanja Kinastberger. Herzlichen Glückwunsch!

Kostenfreies „Literaturtreff“-Abonnement 2023

Bettina Hanke hat ein kostenfreies Jahresabonnement des „Literaturtreffs“ gewonnen. Ihr Favorit war das Buch „Reise nach Maine“ von Matthias Nawrat. Sie schreibt: „Auch ich bin eine (dreifache) Söhne-Mutter und auch ich komme aus dem Fränkischen. Nur bin ich keine Osteuropäerin. Meine östlichsten Wurzeln liegen in Schlesien, wo mein Vater 1943 das Licht der im Krieg liegenden Welt erblickte. Außerdem spricht mich die Bezeichnung „kluges“ und „komisches“ Buch an. Das klingt nach einer sehr guten Mischung und nach Lesevergnügen. Und ich habe noch nie in meinem Leben amerikanischen Boden betreten. Da liegt es doch nahe, mit einem Buch geistig dorthin zu reisen.“ Wir gratulieren!

Impressum

Herausgeber, Herstellung, Vertrieb

Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen)
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Telefon: 0341 7113-0, Fax: 0341 7113-125
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Redaktion

Gabi Schulze
Telefon: 0341 7113-148
g.schulze@dzblesen.de

Abonnements, Anzeigen

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abo@dzblesen.de

„in puncto dzb lesen“ erscheint viermal im Jahr kostenfrei im Format HTML per E-Mail, online unter www.dzblesen.de und in Braille-Kurzschrift digital. Kostenpflichtig erscheint die Zeitschrift wahlweise im Format DAISY als CD (Jahresbezugspreis 11,00 €) oder zum Download in dzb lesen-App und -Katalog (9,00 €) sowie in Braille-Kurzschrift gedruckt (11,00 €). Das kostenpflichtige Abonnement gilt jeweils für ein Jahr ab Bezugsbeginn und verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, wenn es nicht spätestens mit einer Frist von drei Monaten vor Ablauf des Bezugszeitraums gekündigt wird. Es gelten die AGB des dzb lesen, die vollständig unter www.dzblesen.de/agb einsehbar sind. Auf Wunsch senden wir die AGB gern zu.

dzb lesen 2023

Danke Freunde!

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