Inklusives Publizieren

Verlagsbranche ab 2025 zur Barrierefreiheit verpflichtet

Die Verlagsbranche muss sich im Hinblick auf das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das am 20. Mai 2021 vom Bundestag verabschiedet wurde, bis Juni 2025 die Frage stellen, wie sie barrierefreien Zugang zu E-Books, Lesegeräten und Online-Shops gewährleisten kann. Die Entwicklung neuer Technologien und digitaler Formate bietet in der gesamten Wertschöpfungskette zum einen große Chancen, Inhalte barrierefrei zu produzieren, setzt aber gleichermaßen neue Maßstäbe und Herausforderungen an die Branche.             
Die Anforderungen des BFSG gelten für Produkte, die nach dem 28. Juni 2025 in den Verkehr gebracht werden, sowie für Dienstleistungen, die für Verbraucherinnen und Verbraucher nach dem 28. Juni 2025 erbracht werden.

Das dzb lesen und Partner unterstützen die Verlagsbranche

Seit Oktober 2020 besteht eine Kooperation zwischen dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und dem dzb lesen. Die Partnerschaft macht es sich zur Aufgabe, die Verlagswelt für die notwendige Barrierefreiheit in den Angeboten zu sensiblisieren und Bewusstsein zu schaffen. Mit Aufbau eines Kompetenznetzwerkes unter dem Dach des Börsenvereins, sollen Ideen und Vorstellungen gebündelt, konkrete Angebote und Hilfestellungen für die Branche geschaffen und so gemeinsam der Weg bis 2025 gegangen werden.

 

Tablet mit Kopfhörer, auf dem Display: "Ritchie Girl" von Andreas Pflüger, Annotation des Buches aus Hörbuchkatalog des dzb lesen

Im Fokus der Zusammenarbeit stehen die Lesebedürfnisse blinder, seh- und lesebehinderter Menschen. So steht das Ziel, den barrierefreien Zugang zu E-Books der deutschsprachigen Literatur zu sichern und voranzutreiben, im Vordergrund.
Als wegweisende Grundlage für die deutsche Buchbranche dient das Handbuch „E-Books ohne Barrieren. Auf dem Weg in eine barrierefreie, digitale Zukunft!“.

Checkliste zur Herstellung barrierefreier E-Books im EPUB-Format

Informationen zu grundlegenden Anforderungen an E-Books im EPUB-Format.              

  • Informative Abbildungen benötigen einen Alternativtext, der den dargestellten Inhalt der Abbildung kurz und prägnant beschreibt (z.B. alt-Attribut bei img-Elementen).
  • Verlinkte oder interaktive Abbildungen benötigen einen Alternativtext, der das Ziel der Verlinkung bzw. die Funktion der Schaltfläche benennt.

  • Videos benötigen eine Untertitelung, die sämtliche Inhalte der Videotonspur (z.B. Dialoge oder relevante Hintergrundgeräusche) für gehörlose Menschen abbildet.
  • Videos benötigen eine Audiodeskription oder Volltextalternativen, die visuelle Bildinhalte für blinde Menschen beschreibt.

  • Texte, die optisch als Überschriften erkennbar sind, müssen auch semantisch als solche ausgezeichnet sein (h1- h6).
  • Listen und Zitate müssen semantisch ausgezeichnet .
  • Auf inline-Styles muss verzichtet werden.
  • Datentabellen müssen semantisch mit den entsprechenden HTML-Elementen ausgezeichnet werden. Dabei ist auch darauf zu achten, Überschriften und mögliche Verschachtelungen semantisch auszuzeichnen.
  • Reine Layouttabellen dürfen dagegen keine Semantik enthalten und sollten, soweit es möglich ist, vermieden werden.
  • Hervorhebungen sollten nicht nur visuell, sondern auch semantisch gekennzeichnet werden.
  • MINT-Ausdrücke sind mit entsprechendem Markup (beispielsweise mathML, ChemML) auszuzeichnen.
  • Fußnoten/Endnoten-Markup

  • Das Kontrastverhältnis zwischen Schrift- und Hintergrundfarbe muss in allen Zuständen mindestens 4,5:1 betragen.
  • Das Kontrastverhältnis bei informativen Grafiken und grafischen Bedienelementen muss mindestens 3:1 betragen.
  • Nicht alle Nutzende können Farben sehen oder gestalterische Unterschiede wahrnehmen. Daher müssen Informationen, die über Farben vermittelt werden, ein zweites Merkmal erhalten.

  • Die E-Book-Inhalte müssen auf 200% vergrößerbar sein.
  • Schriftgröße und Zeilenabstand müssen anpassbar sein.
  • Stellen Sie sicher, dass Schriften relative Größen verwenden (z. B. %, em, rem) und/oder dass Text-Container-Elemente die Größe mit dem Text ändern/umlaufen.
  • Zoomen Sie den Text auf 200 % und stellen Sie sicher, dass die Veröffentlichung lesbar/funktional bleibt (z. B. kein Text abgeschnitten wird).

Alle interaktiven Elemente (z.B. Links, Schaltflächen, Formularfelder, etc.), die sich per Maus bedienen lassen, müssen auch per Tastatur erreichbar und auslösbar sein. (gängige Tasten sind: Tabulator-Taste, Pfeiltasten, Leertaste und Enter-Taste)

Bei der Tastaturbedienung muss stets erkennbar sein, auf welchem interaktiven Element sich der Tastaturfokus befindet.

Linktexte, Beschriftungen und Überschriften müssen aussagekräftig formuliert sein. Seitenliste und Seitenzahlen müssen verwendet werden, wenn es eine äquivalente Printversion zum E-Book gibt.

  • Die Hauptsprache in der content.opf-Datei ist sowohl durch das Element dc:language als auch durch das Attribut xml:lang angegeben.
  • In jedem Inhaltsdokument wird die Sprache im Wurzel-html-Element (xml:lang- und lang-Attribute) angegeben.
  • Fremdsprachige Abschnitte müssen mit dem lang-Attribut ausgezeichnet sein.

  • Formularfelder benötigen eine gut sichtbare und aussagekräftige Beschriftung (z.B. label-Element).
  • Die Beschriftung muss mit dem zugehörigen Formularfeld verknüpft sein (z.B. über ein for-Attribut).

  • Interaktive Elemente benötigen einen zugänglichen Namen.
  • Die Zustände von interaktiven Komponenten (z.B. ob eine Schaltfläche aktiviert ist oder ein Menü ein- bzw. ausgeklappt ist) müssen über Attribute bereitgestellt werden.
  • Funktionieren alle Verlinkungen (intern/extern)?
  • Test mit verschiedenen E-Book-Readern

Inhalte sollen unabhängig von der Darstellung in einer sinnvollen und brauchbaren Reihenfolge stehen.

  • eine Liste aller Barrierefreiheitsfunktionen (accessibilityFeature)
  • die Modi, in denen der Inhalt ausgedrückt wird (accessMode)
  • jede mögliche physische Gefahr, die der Inhalt darstellen könnte (accessibilityHazard)

  • Sind WAI-ARIA-Rollen vergeben und richtig angewendet, um Informationen an die assistive Technologie zu übermitteln?
  • Zusätzlich zum epub:type-Attribut sollte das ARIA-Attribut role verwendet werden.
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