in puncto DZB - 02 / 2018

02 2018

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

eigentlich könnten alle froh sein, dass die Marrakesch-Richtlinie der Europäischen Union nun endlich in deutsches Recht umgesetzt wird. Kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe hat das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz einen Gesetzesentwurf zur Umsetzung des Marrakesch-Vertrages in Deutschland vorgelegt. Doch wie der DBSV, Medibus, blista und andere Verbände in ihren Stellungnahmen zum Ausdruck bringen, wird der Gesetzesentwurf dem Anliegen des Marrakesch-Vertrages nicht gerecht. Die darin vorgesehenen Vergütungsverpflichtungen und damit einhergehenden finanziellen Belastungen seien einem besseren Zugang zu urheberrechtlich geschützten Werken für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen nicht förderlich. Deshalb fordern die Verbände eine Nachbesserung des Gesetzesentwurfs.

Apropos Marrakesch: Diese Stadt ist auch Haupthandlungsort des neuen Thrillers „Niemals“ von Andreas Pflüger. Der bekannte Tatort-Drehbuch- und Thrillerautor erzählt in einem Interview von seiner blinden Ermittlerin Jenny Aaron und ihrem neuen Auftrag. Weniger rasant, aber recht unterhaltsam geht es in David Röthles Blog „Blindgeflüster“ zu. Er verrät uns in dieser Ausgabe, warum er als Blogger im Internet unterwegs ist. Viel unterwegs ist auch Sandra Plessing, die in Leipzig das Louis-Braille-Festival 2019 organisiert. Wir haben sie zum Stand der Vorbereitungen interviewt und einiges mehr über die geplanten Veranstaltungen erfahren. Soweit einige Empfehlungen für diese Ausgabe! Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre!

Ihre Redaktion

Im Fokus

Leseförderung – so früh wie möglich

Anfang des Jahres freute sich die DZB über eine Einladung der Bundesvereinigung Eltern blinder und sehbehinderter Kinder (BEBSK e. V.), die sie zu ihrem Wochenendtreffen nach Oberhof einlud. Caroline Schürer und Gabi Schulze stellten einige taktile Bilderbücher für Kleinkinder vor und kamen mit den Eltern ins Gespräch. Leseförderung kann nicht früh genug beginnen. Ein Beitrag von Gabi Schulze.

Tiziano hat zu tun. Er blättert die Seiten des taktilen Kinderbuches „Lucie – das kleine Gespenst“ um. Am Ende angelangt, beginnt er wieder von vorn. Tiziano ist zweieinhalb Jahre alt und blind (beidseitige Hornhauttrübung). Seine Mutter Peggy Dörffel sitzt neben ihm. Die Familie, zu der auch die fünfjährige Tochter Henrica gehört, wohnt in Chemnitz und ist das erste Mal bei einem Wochenendtreffen der Bundesvereinigung Eltern blinder und sehbehinderter Kinder e.V. (BEBSK e. V.) in Oberhof dabei. „Wir möchten uns gern mit anderen Eltern austauschen, mehr erfahren, was für die Entwicklung unseres Sohnes wichtig ist. Hier gibt es Vorträge über lebenspraktische Fähigkeiten, Orientierung und Mobilität. Das finden wir gut“, meint Peggy Dörffel.

Schon zum zweiten Mal organisiert Susanne Lindemann von der Regionalvertretung Bayern Nord das Kleinkindtreffen. An diesem Wochenende in Oberhof treffen sich elf Familien mit ihren 11 blinden Kindern und sechs Geschwisterkindern. Sie kommen aus der gesamten Republik: Berlin, Braunschweig, Göttingen, Erfurt, Chemnitz u. a. „Wir haben die DZB zu unserem Treffen eingeladen, um mehr über diese Einrichtung und ihre Produkte, insbesondere ihre Tastbilderbücher, zu erfahren. Wir wollten wissen, welche Art von taktilen Kinderbüchern es für Kinder im Alter bis fünf Jahren gibt“, erklärt Susanne Lindemann.

„Tastbilderbücher schulen den Wahrnehmungssinn“

Es gibt mehrere Wege für Bibliotheken, das Lesen von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Wichtig jedoch ist dabei der Kontakt zu Pädagogen, Eltern und natürlich zu den Kindern. Den sucht die DZB mehr und mehr bei Schulen und Vereinen, um blinde und sehbehinderte Kinder mit ihren Büchern vertraut zu machen und deren Lust am Lesen zu wecken. Leseförderung beginnt nicht erst in der Schule, sondern so früh wie möglich. Das Anschauen von Bilderbüchern und das Vorlesen von Geschichten – das alles erweitert den Sprachschatz von Kleinkindern, fördert deren Begriffsbildung und Fantasie. Als eines der Angebote zur frühkindlichen Leseförderung erschien in der DZB im Frühjahr dieses Jahres das Tastbilderbuch „Klapperlapapp – Formen und Oberflächen“. Dieses und eine Vielzahl anderer taktiler Kinderbücher stellen Caroline Schürer und Gabi Schulze aus der DZB den Eltern und ihren Kindern in Oberhof vor. „Kinder lauschen gern Geschichten und sie fühlen auch gern die Tastbilder aus unterschiedlichen Materialien“, erzählt Caroline Schürer. „Unsere Tastbilderbücher schulen den Wahrnehmungssinn der Kleinen und bringen sie spielerisch mit der Brailleschrift in Kontakt.“

Mit „Füll mich!“ Geschichten erzählen

Der kleine Tiziano blättert immer noch die Seiten der „Lucie“ um. Doch jetzt beginnen seine kleinen Hände behutsam die taktilen Abbildungen aus Moosgummi zu fühlen. Langsam ertastet er immer und immer wieder die Augen des Gespenstes und seine Mama erzählt ihm, was er tastet. Seine Schwester Henrica bastelt derweil für ihren jüngeren Bruder ein Tastbilderbuch. Sie sitzt mit blinden und sehenden Kindern und deren Eltern an einem Tisch mit vielen Bastelutensilien und beklebt die schwarzen leeren Seiten des Bastelbuches „Füll mich!“. Auch dieses Buch kommt aus der DZB. Mit „Füll mich!“ können Kinder ein eigenes taktiles Buch aus Papier, Filz, Stoff, Moosgummi und anderen Materialien gestalten und damit auch eine Geschichte erzählen. Einige Eltern nutzen die Gelegenheit und gestalten für ihre Kinder ganz individuell ein Tastbilderbuch.

„Uns hat das gemeinsame Basteln sehr gut gefallen. Auch wenn Tiziano selber nicht mitmachen konnte, so ist dieses selbst gestaltete Buch eine schöne Erinnerung an das Wochenende“, meint Peggy Dörffel. „Unsere große Tochter kann mit ihrem Bruder noch wenig anfangen. Jedoch ist sie besonders stolz darauf, ein Buch für ihn gebastelt zu haben.“

Auf ein Neues!

Die Mutter des kleinen Tiziano hat sich die verschiedenen taktilen Kinderbücher angeschaut und auch erfahren, wie man sich als Nutzer in der DZB anmeldet. „Lucie – das kleine Gespenst“ und „Klapperlapapp“ haben ihr und ihrem Sohn besonders gut gefallen.

Im Sommer hat der BEBSK Sachsen die DZB zu einem weiteren Familienwochenende eingeladen – nicht nur, weil das Basteln bei Kindern und Eltern in Oberhof gut ankam. Viele Familien kannten das Angebot der DZB noch gar nicht und freuten sich über die anschaulichen Informationen. Vielleicht ist Tiziano mit seiner Familie im Juli wieder mit dabei.

Leseförderung DZB: caroline.schuerer@dzb.de

Im Gespräch

Andreas Pflüger über seinen aktuellen Thriller „Niemals“

Er schreibt Drehbücher für den Tatort und ist einer der besten deutschen Thriller-Autoren. Das rasante Tempo und die nervenzerreißende Spannung seiner Bücher fesseln die Leser immer wieder. Die Rede ist von Andreas Pflüger. In diesem Jahr wurde er für seinen Thriller „Niemals“ mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet. Zum Tag der offenen Tür am 1. September kommt Andreas Pflüger in die DZB und wird aus seinem aktuellen preisgekrönten Buch vorlesen.

„Niemals“ ist die Fortsetzung seines Thrillers „Endgültig“. In beiden Romanen hat der Autor die blinde Elite-Polizistin Jenny Aaron zur Heldin gemacht, eine charakterstarke kampferprobte Frau, die in einer Einheit geheimer Agenten arbeitet. Während eines gefährlichen Einsatzes in Barcelona erblindet sie infolge eines Kopfschusses. Sie muss ihre Erblindung akzeptieren und hat der Abteilung den Rücken gekehrt. „Endgültig“ entwickelte sich sofort zum Bestseller, auch bei blinden Leserinnen und Lesern. In der DZB stehen beide Bücher im ersten Quartal 2018 unter den Top 5 der ausgeliehenen Hörbücher. Im Interview erzählt Andreas Pflüger von seiner Protagonistin, seinen Recherchen für das Buch und warum das Schreiben von Actionszenen extreme Präzision erfordert.

Herr Pflüger, im zweiten Buch muss sich die blinde Polizistin Jenny Aaron gleich zu Beginn entscheiden, ob sie wieder zur geheimen Sondereinheit zurückkehren möchte. Als sie erfährt, dass sie von ihrem ärgsten Gegner zwei Milliarden Dollar erben soll, ist ihre Entscheidung gefallen. Warum kehrt sie wieder zurück in die Einheit?

Einerseits ist die Abteilung für Aaron wie eine Familie, eine Gemeinschaft von Menschen, die einen sehr gefährlichen Beruf ausüben. Sie teilen das Bewusstsein von Angst und Verlust und verstehen einander ohne viele Worte. Andererseits weiß sie, dass sie als Blinde zwar allein nach Marrakesch fliegen könnte, wo dieses Geld liegt. Sie hätte jedoch kaum eine Chance das, was dort auf sie wartet, zu überleben. Gemeinsam ist man stärker; das gilt für Blinde wie für Sehende.

Zunächst spielt Rache in Aarons Ermittlungen weniger eine Rolle. Ab wann wird aus den Ermittlungen ein Rachefeldzug?

Sie findet heraus, dass der Mann, der ihr diese zwei Milliarden Dollar abjagen will, der Mörder ihres Vaters ist. Aarons Vater war ein besonderer Mensch für sie, nicht zuletzt, weil er alles aufgab, um ihr nach der Erblindung zurück ins Leben zu helfen. Sie glaubt, ihm diese Rache schuldig zu sein.

Was ist Jenny Aaron für ein Mensch?

Beharrlich, mutig, sensibel, intelligent. Sie ist nicht perfekt, muss ständig mit ihren Dämonen kämpfen. Oft verzweifelt sie an ihrer Blindheit, aber sie besitzt einen unbändigen Willen und schafft es, aus der Behinderung eine Stärke zu machen. Sie hat eine sehr vielschichtige Persönlichkeit, manches widerspricht sich, so wie es wohl bei den meisten Menschen ist, und passt doch auf seltsame Weise zusammen.

Warum ist Ihre Ermittlerin Jenny Aaron ausgerechnet blind? Hatten Sie das von Anfang an geplant?

Der Gedanke, einen Roman aus der Sicht eines blinden Menschen zu schreiben, kam mir zum ersten Mal bei der Lektüre der Autobiografie von Jaques Lusseyran (»Das wiedergefundene Licht«). Lusseyran beschreibt darin, wie er im Alter von acht Jahren erblindete und danach sein Leben meisterte. Es beeindruckte mich zutiefst, mit welcher Energie und welchem Optimismus er sein Schicksal annahm und auch, welche Fähigkeiten er entwickelte. Er war hypersensibel und damit Sehenden überlegen. Das war der Urknall für Jenny Aaron.

Die blinde Jenny lebt nicht weniger gefährlich als die sehende – eine blinde Superheldin, also, die außerdem noch asiatische Kampfkünste besitzt. Das ist eher unrealistisch. Aber darauf kommt es Ihnen sicher nicht an? Worauf dann?

Sie ist keine Superheldin, das verbinde ich mit paranormalen Fähigkeiten, wie sie etwa Spiderman oder Wonderwoman besitzen. Aaron ist eher eine Superblinde, auf ihre Art vergleichbar mit realen Menschen wie dem blinden Extrembergsteiger Andy Holzer oder Sabriye Tenberken, die ebenfalls Leistungen vollbringen, die man keinem Blinden zuschreiben würde. Das Augenlicht zu verlieren und nicht daran zugrunde zu gehen, heißt sehr oft, ums Überleben kämpfen. Ich habe meiner Heldin ihre herausragenden physischen Gaben nicht nur verliehen, um einen Schauwert für einen Thriller zu erzeugen, sondern auch, weil das, was dieser Frau geschieht und alles, was sie vermag, ein Gleichnis ist. Aaron wird mit dem Unmöglichen konfrontiert und muss es bewältigen, um nicht zerschmettert zu werden. Das ist eine Parabel auf die Behinderung an sich.

Um einzelne Szenen und Bilder des Thrillers so detailliert schreiben zu können, müssen Sie gut und lange recherchiert haben: einmal zum Thema BKA, verdeckte Ermittler, Sondereinheiten … und zum anderen die vielleicht noch aufwändigere Recherche zum Thema Blindheit. Wie sah Ihre Recherchearbeit zu beiden Themen aus? Wer hat Ihnen geholfen?

Ich habe alles gelesen, was es zum Thema Blindheit gibt. Essays, Fachbücher, wissenschaftliche Studien, Lebensgeschichten. Aber Sie können so viel lesen, wie Sie wollen, das ersetzt nicht die Begegnung mit Menschen. Fünf blinde Frauen haben wunderbarerweise eingewilligt, sich mit mir zu treffen und von sich zu erzählen, das war unschätzbar. Am Ende konnte ich einen der weltbesten Experten zum Thema Blindheit – und Seherholung – für meine Arbeit gewinnen: Professor Dr. Bernhard Sabel von der Otto-von Guericke-Universität Magdeburg. Er ist mein Fachberater, liest jeden Satz gegen und sorgt für die wissenschaftliche Erdung. In die internationale Sicherheitsarchitektur, die Welt der Politik, der Spezialeinheiten, bin ich schon bei meinem ersten Thriller „Operation Rubikon“ eingetaucht, für den ich fünf Jahre recherchiert habe; das sitzt so tief in mir drin, dass ich das im Schlaf kenne.

Die Leser tauchen über die Hauptfigur des Buches in die Welt der Blinden ein. Sie beschreiben die Handlungen und die Personen aus der Sicht der blinden Jenny Aaron, also mehr über Sinne wie Geruch und Tastsinn als über das Visuelle. Welche Schreiberfahrungen haben Sie gemacht?

Es war und ist eine große Reise. Blind zu sein ist ja viel mehr, als nicht sehen zu können, das musste ich erst lernen. Ich weiß jetzt, wie reich die Welt eines blinden Menschen sein kann, für diese Erfahrung bin ich dankbar. Die Romane hauptsächlich aus der Perspektive der blinden Aaron zu schreiben, ist eine riesige Herausforderung. Wenn ein Geburtsblinder einen Roman aus der Sicht eines Sehenden erzählen wollte, wäre das genauso schwer.

Apropos andere Sinne: Ihre Handlung spielt zum großen Teil in Marrakesch. Sie stellen dem Leser die Stadt sehr sinnlich vor, über Gerüche. Warum ist es gerade Marrakesch?

Marrakesch ist zunächst einmal mein Sehnsuchtsort, zu dem ich seit vielen Jahren immer wieder zurückkehre. Es ist in der Tat sehr sinnlich, voller Gerüche und Geräusche, wie für Blinde gemacht. Außerdem besitzt die Stadt etwas Geheimnisvolles, ist Tausend-und-eine-Nacht, geradezu hypnotisch. Das hat den Ton für den ganzen Roman vorgegeben.

Die Actionszenen haben Sie ausführlich und extrem präzise beschrieben. Sie zeugen von einer genauen Kenntnis und exakter Recherche. Diese Actionszenen sollen sicher nicht nur die bloße Handlung vorantreiben, oder?

Technisch gesehen erfordert das Schreiben solcher Sequenzen eine extreme Präzision. Und man braucht Poesie, sonst atmet die Szene nicht. Das ist Handwerk. Eine Actionszene ist langweilig, wenn sie sich in reinem Aktionismus erschöpft. Gut ist sie dann, wenn alles, was geschieht, den Leser zu meiner Heldin führt, etwas über sie erzählt, die Frage stellt, was die Angst in dieser Situation mit ihr macht.

In Ihren Thrillern gibt es viel brutale Gewalt. Welche Rolle spielt Gewalt für Sie? Was interessiert Sie am Thema Gewalt?

Der Autor muss sein Verhältnis zur Gewalt klären, sonst ist es nur noch ein halber Schritt zur Menschenverachtung. Gewalt kann viele Ursachen haben. Fast immer ist es gleichzeitig Gegengewalt, auch wenn die erste Wunde vielleicht schon in der Kindheit geschlagen wurde. Wichtige Auslöser: Demütigung, Hass, Schmerz, Trauer, Hilflosigkeit. Aber auch so etwas Profanes wie Gier natürlich, die kann ein starker Motor sein. Und manche machen nur ihren Job, die Killer, klar. Denen musst du anders beikommen, damit es nicht banal wird. Ihre Kälte zeigen, das ist ein Weg. Nur grundlos darf Gewalt nicht sein, beliebig, oder Porno. Gewalt gibt der Welt meiner Hauptperson die Struktur, schon allein deshalb muss ich mich damit auseinandersetzen.

Was ist ihr Lieblingsgeräusch?

Die Stimme meiner Frau.

Vielen Dank, Herr Pflüger!

Kurz gemeldet

Hörzeitschriften zum Download

Abonnenten von Hörzeitschriften der DZB können sich in Kürze ihre Ausgaben bequem über die DZB-App auf das eigene Handy oder Tablet herunterladen. Das Angebot gilt für alle Hörzeitschriften, wie zum Beispiel „Das Gesundheitsmagazin“ und „Ratgeber aktuell“, die „DZB-Bücherliste“, „Ein Herz für Tiere“, „RITA“, „in puncto DZB“ u. a.

Die Hörzeitschrift NEON kann ab Juli leider nicht mehr abonniert werden. Der Verlag Gruner + Jahr beendet die Herausgabe der gedruckten Zeitschrift NEON. Die Abonnenten der Hörzeitschrift wurden direkt informiert.

Oh, happy day!

Am 1. September 2018 ist Tag der offenen Tür in der DZB. Die Besucher erwartet an diesem traditionellen Tag von 10 bis 16 Uhr ein vielfältiges Programm mit unterschiedlichen Ausstellern, Mitmach-Aktionen, Führungen, Livemusik, Gastro-Angebot sowie Vorträgen. Ein Höhepunkt ist ganz sicher die Lesung des Autors Andreas Pflüger. Er wird seinen aktuellen Roman „Niemals“ vorstellen. In dem spannenden Buch geht es um die blinde Ermittlerin Jenny Aaron (siehe auch Interview in dieser Ausgabe). Vormerken und vorbeikommen! Die Veranstaltung ist für alle Besucher kostenfrei.

Reliefkalender 2019

In der DZB wird schon frühzeitig am beliebten Reliefwandkalender gearbeitet – aktuell an der Ausgabe für das kommende Jahr. Und das können wir schon verraten: Das Thema für 2019 lautet „Deutschlandreise“. Die Monatsansichten zeigen regionale Sehenswürdigkeiten aus ganz Deutschland. Ganz sicher machen sich im Jahr 2019 viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Orten auf, um in Leipzig das Louis-Braille-Festival zu besuchen – so hoffen wir. Der Kalender vereint ganz unterschiedliche Ziele, die eine Reise wert sein können.

Die DZB bloggt

Unter der Überschrift „Was die DZB bewegt“ betreibt die DZB seit Kurzem online einen sogenannten Blog. Das ist ein auf einer Internetseite geführtes Tagebuch oder Journal. Auf den Seiten unter der Adresse blog.dzb.de erfährt der Leser etwas mehr über die DZB, als es die offizielle DZB-Internetseite ermöglicht: Texte informieren über Produkte, Projekte, Potenziale. Beiträge geben Einblicke und beleuchten Aspekte, die über den Kern der DZB-Tätigkeit hinausgehen. Vielleicht tragen die Artikel dazu bei, das Wissen über Mediennutzung und -möglichkeiten blinder und sehbehinderter Menschen zu erweitern, und sind einfach auch unterhaltsam …

Symposium für den Zugang zu barrierefreien Studienmaterialien

Für sehbehinderte und blinde Studierende und Lehrende ist die Verfügbarkeit von barrierefreien Studienmaterialien Voraussetzung für ihre berufliche Ausbildung und ihren Studienerfolg. Das Symposium „Easy Access“ widmet sich am 13. Juni in der Universitätsbibliothek Bibliotheca Albertina Leipzig praxisnah diesem wichtigen Themenbereich der inklusiven Hochschule. Internationale Experten gehen in Vorträgen und Workshops speziell auf die Möglichkeiten des barrierefreien Zugangs von Studienmaterialien ein. Referenten sind auch Mitglieder des DAISY-Consortiums, welches im Vorfeld des Symposiums in Leipzig tagt. Die DZB organisiert die Veranstaltung mit dem Gleichstellungsbüro der Universität Leipzig in Erwartung eines intensiven Dialogs und eines weiterführenden Erfahrungsaustausches. Schirmherrin der Veranstaltung ist Staatsministerin Dr. Eva-Maria Stange vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK), dem auch die DZB angehört.

Braille-Systematik

Das Brailleschriftkomitee der deutschsprachigen Länder (BSKDL) hat ein neues Regelwerk zur Brailleschrift erarbeitet, das seit 1. Januar 2018 gültig ist (wir berichteten in 1/2018). Leider konnte das Brailleschriftkomitee bis Redaktionsschluss dieses überarbeitete Regelwerk noch nicht in gedruckter Form zur Verfügung stellen. In Ermangelung dessen bietet die DZB eine Zusammenfassung der Informationen zum Regelwerk an. Interessierte können sich per E-Mail eine Übersicht zur überarbeiteten Braille-Systematik als barrierefreies PDF zusenden zu lassen. Bei Bedarf schickt die DZB auch einen Braille-Ausdruck per Post.

Nahaufnahme

Hallo, ich bin David!

Seit 2015 schreibt David Röthle seinen Blog „Blindgeflüster“. Er ist Nutzer der DZB und lädt sich über die DZB-App Hörbücher auf sein Smartphone herunter. Warum er als Blogger im Internet unterwegs ist, wie er dazu kam und worüber er schreibt, lesen Sie im folgenden Beitrag von Gabi Schulze.

Gegenwärtig sprießen Blogs sprichwörtlich wie Pilze aus den unendlichen Tiefen des Internets. Früher schrieb man seine Gedanken in ein geheimes Tagebuch. Heute nutzt man dafür einen Blog. Der oder das Blog ist die Kurzform für Weblog, Web und to log (etwas aufzeichnen). Das Faszinierende an einem Internettagebuch ist, dass jeder den Text von überall auf der Welt lesen kann. Blogger sind so etwas wie Geschichtenerzähler und regen mit ihren Beiträgen zum Gedankenaustausch an. Sie schreiben zu unterschiedlichen Themen, wie Mode, Lifestyle, Technik, Büchern usw.

Der Blog soll Brücken bauen …

David Röthle (Jahrgang 1969) ist so ein Blogger. Er selbst ist blind und schreibt seit Dezember 2015. Mit seinem Blog „Blindgeflüster“ will er Brücken zwischen Sehenden und Blinden bauen. Er lädt Sehende ein, die Welt der Blinden zu entdecken und sensibilisiert für das Thema. „Auslöser für meinen Blog waren die vielen Fragen, die mir Sehende immer wieder stellten. Wie bewältigen Blinde ihren Alltag? Das interessiert viele Sehende“, erzählt David Röthle. „Auf die Frage, wo man denn darüber mehr erfahren kann, fielen mir nur die Blindenverbände ein. Da kam mir der Gedanke, selbst eine solche Informationsquelle zu sein. Ich wollte gern Vorurteile abbauen und Hemmungen im Umgang miteinander überwinden. Der Blog war die ideale Möglichkeit dafür.“
Ein passender Name war schnell gefunden. „Da ich bei meinen Texten in gewisser Weise aus dem Nähkästchen plaudere und man dies eher leise macht, also flüsternd, fiel mir der passende Titel ‚Blindgeflüster‘ ein“. Die technische Seite des Blogs erwies sich als größere Hürde, also Blogplattform und Hosting-Anbieter finden, Blog konfigurieren usw. Mit der Hilfe einer Webdesignerin, die sich um alles Technische und die Gestaltung des Blogs kümmert, waren die Grundlagen für eine ansprechende Seite geschaffen.

… und Geschichten erzählen

David Röthle erblindete 1997 infolge eines Unfalls. Während der Reha-Maßnahmen entdeckte er, dass er gern schreibt. Seine Gedanken aufs Papier zu bringen, sich mitzuteilen und Geschichten zu erzählen, das half ihm auch seine Blindheit zu akzeptieren.

In der Rubrik „Erste Schritte im Dunkeln“ erzählt David Röthle, wie schwer es ihm gefallen war, die Brailleschrift zu erlernen, warum die Brailleschrift so wichtig ist und mit einem Augenzwinkern auch, welche Vorteile das Erlernen der Brailleschrift für ihn hat: „So ganz nebenbei wurde meine Merkfähigkeit erhöht, schließlich ist das Aufnehmen von Informationen über mehrere Sinne eine ideale Möglichkeit, das Gedächtnis zu trainieren. Auch für Notizen, die kein anderer lesen soll ist die Blindenschrift sehr praktisch. Davon mal abgesehen: Meine Frau profitiert auch von meiner erhöhten Sensibilität, zumindest hat sie sich bei mir noch nicht wegen mangelnden Fingerspitzengefühls beklagt!“
In „Mit dem Blindenstock auf Tour“ antwortet er auf die oft gestellte Frage sehender Menschen: Wie ist das eigentlich lediglich mit einem Blindenstock in der Hand aus dem Haus zu gehen, beziehungsweise sich zu orientieren? Offen spricht er über seine Hemmungen, sich als Behinderter zu „outen“ und von den vielen unterschiedlichen Trainingsstunden mit dem Mobilitätstrainer.

Hinter der Kulisse eines Blinden

David Röthles Beiträge sind sehr authentisch und geben dem Leser Einblick in seine Gefühls- und Gedankenwelt. So zum Beispiel, wenn er darüber nachdenkt, dass es nicht unbedingt hilfreich ist, sich als Blinder immer wieder der vielen Gefahren bewusst zu werden. Sein Motto: „Augen zu und durch. Oder anders gesagt, ohne ein gesundes Urvertrauen geht es eben nicht!“

Die Leser des Blogs erfahren, dass Schnee im Winter ziemlich hinderlich für das Laufen mit dem Blindenstock ist, wie er Silvester erlebt und was er vom Alkohol hält, welche verschiedenen Möglichkeiten es gibt, als Blinder Bücher zu lesen. David Röthle erzählt auch von seiner anfänglichen Skepsis vor Smartphones, von seinen ersten Gehversuchen mit dem neuen Gerät und wie er dank Smartphone und den vielen Apps seinen Alltag viel leichter gestalten kann: „Heute hat mein ständiger Begleiter schon fast Hilfsmittelcharakter angenommen. Inzwischen habe ich diverse Apps installiert, mit denen ich Situationen meistern kann, für die ich ansonsten mehrere eigenständige Geräte benötigen würde.“

Für seine Beiträge braucht David Röthle schon mal drei bis vier Stunden. Das hängt aber auch vom Thema und der Länge der Texte ab. Das Interessante am Bloggen ist für ihn, dass die Texte schnell veröffentlicht sind und dass der Blogger in direkten Kontakt zu den Lesern treten kann. Allen, die auch einen Blog schreiben möchten, rät David Röthle: Sie sollten auf jeden Fall Freude am Schreiben haben und ein gutes Sprachgefühl mitbringen, ideenreich und kreativ sein. „Doch das Wichtigste ist ein Thema, in dem man sich auskennt und für das man sich begeistert.“ David Röthle hat sein Thema gefunden.

Wer David Röthle auf seinem Blog besuchen möchte: http://blindgefluester.de

Drei Fragen an David Röthle

Was ist für Sie beim Schreiben schwerer: das Anfangen oder das Beenden?

Beides hat seine Tücken. Doch meistens fällt mir der Anfang schwerer, denn von diesem hängt sehr viel ab. Schließlich gilt es hierbei die Neugier des Lesers zu wecken und zum Weiterlesen zu animieren.

Welche Bücher lesen Sie am liebsten?

Ich lese eigentlich querbeet. Mein Schwerpunkt liegt auf Thriller, Fantasy und Biographisches.

Welches Buch hat Sie am meisten beeindruckt?

Da gibt es viele, eines davon wäre „Der Herr der Ringe“ von J. R. R. Tolkien oder die Trilogie „Tintenherz“ von Cornelia Funke. Ganz aktuell: der Science-Fiction-Roman von Ernest Cline „Ready Player One“.

Interview

Louis-Braille-Festival 2019: Was ist los in Leipzig?

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Aber nicht nur das: Sie müssen auch inhaltlich geplant und gestaltet werden. Keine leichte Aufgabe! Schließlich sind viele Menschen mit den unterschiedlichsten Aufgaben an den Vorbereitungen beteiligt. Deren Arbeit muss koordiniert, Räume und Equipment organisiert, Fördermittel akquiriert und das Budget geplant werden.
Sandra Plessing arbeitet als Veranstaltungsmanagerin in der DZB und organisiert gemeinsam mit dem DBSV das Louis-Braille-Festival 2019, das vom 5. bis 7. Juli in Leipzig stattfindet. Wir sprachen mit ihr über die Herausforderungen bei der Festivalorganisation.

Zuallererst die Frage an dich als Veranstaltungsmanagerin: Bist du stressresistent?

Ich denke schon. Stressresistent sollte man bei diesem Job auf jeden Fall sein. Ich konnte das schon bei meiner Mitwirkung an unterschiedlichen Veranstaltungen und kleinen Festivals austesten und unter Beweis stellen. Ich liebe es, Ideen umzusetzen und zu organisieren und bin, glaube ich, schon ganz gut darin zu koordinieren und die Fäden in der Hand zu halten, um Schritt für Schritt einem Ziel näher zu kommen. Ich weiß – mehr oder weniger – was mich erwartet, aber das Louis-Braille-Festival ist auf jeden Fall die bislang größte Veranstaltung und ich freue mich über diese Herausforderung.

Welche Herausforderungen gibt es für die Organisatoren des Festivals und speziell für dich?

Ich glaube, die größte Herausforderung ist es, viele unterschiedliche Interessen und Anforderungen unter einen Hut zu bekommen. Aber davon abgesehen würde ich es mehr als Chance sehen, die Themen Inklusion und Barrierefreiheit auch in die Stadt Leipzig zu tragen. Hier stoßen wir mit dem Festival tatsächlich an allen Ecken auf offene Ohren, was mich sehr freut. So macht das Arbeiten großen Spaß, auch wenn es hin und wieder Hindernisse zu überwinden gilt.

Wie ist der Stand der Vorbereitungen für das Louis-Braille-Festival?

Datum und Ort stehen fest. Hauptveranstaltungsort wird die Kongresshalle am Zoo Leipzig sein und der unmittelbar an die Kongresshalle grenzende Zoo Leipzig – auch er öffnet sein Gelände für Festivalteilnehmer. Damit stehen die wichtigsten Rahmenbedingungen fest. Gerade sind wir dabei, das Programm zu planen und nach und nach die Akteure anzufragen, weitere Gelder und die Helfer zu akquirieren. Denn ein tolles Festival braucht vor allem engagierte Menschen, die mitmachen.

Welche Veranstaltungen werden dort stattfinden?

Es gibt in der Kongresshalle ausreichend Räume unterschiedlicher Größen und Stile für ein abwechslungsreiches Programmangebot: Kultur zum Genießen, Aktionen zum Mitmachen, Stände zum Informieren und Gastronomie-, Flanier- und Entspannungsbereiche. Vielfältige Angebote aus den Bereichen Musik, Theater, Hörspiel, Poetry-Slam, Stand-up-Comedy, Lesung, Film, Sport und Spiel sollen zwei Tage lang ebenso auf dem Programm stehen wie ein bunter Gala-Abend am Freitag. Die Festival-BesucherInnen dürfen sich außerdem auf Spiel- und Sport-Angebote und eine Rallye freuen, die durch den Zoo Leipzig führt. Auch wird es besondere Führungen für blinde und sehbehinderte FestivalteilnehmerInnen geben. Im Konzertgarten des Zoos, der direkt vor der Terrasse der Kongresshalle liegt, wird es ein buntes Bühnenprogramm geben. Weiterhin werden, wie auch schon in den vergangenen Jahren, sportliche Aktivitäten wie Kletterturm, Kartbahn, Trampolin und vieles mehr angeboten. Dafür stehen die Eventflächen des Zoos zur Verfügung. Sehende ZoobesucherInnen können die Angebote mit verbundenen Augen wahrnehmen. Am Samstag informieren die Landesverbände, Berufsförderungswerke und andere Einrichtungen der Blinden- und Sehbehinderten-Selbsthilfe auf dem Markt der Begegnungen mit interaktiven Angeboten über ihre Arbeit.

Gibt es noch andere Veranstaltungsorte in Leipzig?

Um der inklusiven Ausrichtung des Festivals noch stärker gerecht zu werden, ist eine öffentlich angelegte Open-Air-Veranstaltung im Leipziger Stadtraum geplant. Diese bietet die Möglichkeit, die Leipziger und weitere Gäste einzuladen. Angedacht ist ein buntes Kulturprogramm, das gemeinsam mit ausgewählten Vertretern der Leipziger Kulturszene und unterschiedlichen blinden und sehbehinderten KünstlerInnen und AkteurInnen entwickelt und umgesetzt wird.

Über das Festival hinaus hat Leipzig viel zu bieten. All diese Angebote sollen in einem Begleitprogramm zusammengestellt werden und so ein „Miteinander“ auch außerhalb des Festivalgeländes in der Stadt eröffnen.

Welche Programmpunkte würdest du Teilnehmern besonders empfehlen?

Da möchte ich mich ungern festlegen, zumal die genauen Akteure und Details noch nicht alle feststehen. Das gesamte Programm wird sehr vielseitig und spannend sein und hat unterschiedliche Schwerpunkte, so dass für jeden etwas dabei ist. Die Veranstaltungen im Zoo haben sicherlich einen ganz besonderen Reiz für BesucherInnen von nah und fern. Ich würde allen BesucherInnen raten auf jeden Fall ein paar Tage mehr einzuplanen, um neben den Festivalaktivitäten auch die vielseitigen Angebote der Leipziger Kulturszene wahrnehmen zu können, die wir in einem Begleitprogramm zusammenstellen werden.

Was machst du, wenn du nicht als Kulturmanagerin unterwegs bist?

Kunst, Kultur und Musik sind auch meine Hobbys, so dass ich schon öfters auf Vernissagen, Kulturveranstaltungen und Konzerten verschiedenster Art in Leipzig und auch anderswo anzutreffen bin. Ich reise gern und habe auch gern eine Kamera oder ein Buch in der Hand.

Vita
Sandra Plessing (38) studierte an der Universität Leipzig Kulturwissenschaften und Kommunikations- und Medienwissenschaften. Im Anschluss an ihr Studium arbeitete sie mehrere Jahre als Beraterin für Unternehmenskommunikation, bevor sie sich immer mehr dem Kunst- und Kulturbereich widmete und inzwischen in der Kulturszene Leipzigs in unterschiedlichen Feldern beteiligt ist, sowohl im Projektmanagement als auch in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Gelesen und empfohlen

Vegan in aller Munde

Attila Hildmann: Vegan for starters – empfohlen von Liane Völlger (Bibliothekarin)

Wer bei veganer Ernährung immer noch an Hasenfutter und trockene Körner denkt, der sollte sich schleunigst Hildmanns Rezeptbuch zu Gemüte führen. Das Vorwort liefert einen Einblick zu Hildmanns persönlichen Beweggründen vegan zu leben und was vegan eigentlich bedeutet. Anschließend werden die positiven Auswirkungen auf Gesundheit, Figur und Umwelt durch eine vegane Lebensweise erläutert. Sehr übersichtlich sind die Tabellen zum Thema Superfoods und ihre ORAC-Werte und das Aufzeigen der veganen Alternativen in der Küche. Abnehmen und Ethik werden ebenfalls thematisiert.

Die Rezepte in „Vegan for Starters“ sind in vier Kapitel aufgeteilt und lassen keine Wünsche offen. Hier ist wirklich für jeden etwas dabei. Angefangen bei Müsli, Pancakes und Aufstrichen, über deftige Hauptspeisen wie Pasta, Lasagne, Burger, asiatische Gerichte und sogar Döner bis hin zu verschiedenen Salaten, Baguettes, Shakes, Kuchen, Cookies und Müsliriegeln.

„Vegan for starters“ ist ein "Best Of" aus Hildmanns ersten vier Büchern und stellt über 40 ausgewählte Lieblingsrezepte vor. Es gibt einen schnellen Überblick über die Vorzüge einer veganen Ernährungsweise und eignet sich perfekt als Einstieg in das Thema "VEGAN" oder als Geschenk.

1 CD DAISY (3:09 h), Bestellnummer Ausleihe 37876

Alte Bekannte

Sven Regener: Wiener Straße – empfohlen von Caroline Schürer (Bibliothekarin)

Sven Regener-Fans dürfen sich freuen: In vertrauter Manier verbreitet ein bekanntes Figurenensemble in seinem neuen Roman „Wiener Straße“ das übliche Chaos.

Dass Sven Regener seine Figuren ziemlich gern hat, merkt man schnell. Einigen verschafft er nun in seinem Roman einen erneuten Auftritt: Frank Lehmann natürlich, den wie immer nichts aus der Ruhe bringt, und seinen Freunden Karl Schmidt und Erwin Kächele. Die anderen Figuren kommen einem auch irgendwie bekannt vor: die Hausbesetzer der Arsch-Art-Galerie, Leute wie P. Immel und die nervige Chrissi. Sie alle veranstalten im Mikrokosmos der Wiener Straße, im Kreuzberg der 80er Jahre, den üblichen Quatsch.

Eine Handlung im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Vielmehr ist es eine Aneinanderreihung von kleinen Alltagsbegebenheiten, die Regener – ein Meister des absurden Dialogs – in seinem Roman gesammelt hat. Vom Einzug in eine Wohnung, die vom Vorbesitzer komplett schwarz gestrichen wurde, bis hin zur Schwangerschaftsattrappe, die sich Erwin aus Solidarität seiner schwangeren Freundin gegenüber umschnallt, und einem verkohlten Kuchen, der kurzerhand zum Kunstobjekt erklärt wird.

Ein wirklich lustiges und kurzweiliges Lesevergnügen, nicht nur für Regener-Fans.

1 CD DAISY (7:19 h), Bestellnummer Ausleihe 41493

Seitenwechsel

Wenn Blinde und Sehende miteinander verreisen

Verschiedene Reiseveranstalter bieten für blinde und sehbehinderte Menschen Reisen mit Assistenz an. Wie beide Seiten, sehende und blinde Reiselustige, davon profitieren können, erzählen Eiko Henke und Sarah Formann.

Erzähle mir, was ich nicht sehen kann

Ich bin Eiko Henke, 37 Jahre alt, und komme aus Sohland in der wunderschönen Lausitz. Ich bin blind und reise sehr gern und viel. Meine Reisen führten mich schon in Länder wie Kanada, Nicaragua, Schweden, die baltischen Länder, Rumänien, Schweiz, aber auch in deutsche Regionen, wie die Sächsische Schweiz und das Sauerland. Reizvoll am Reisen ist für mich vor allem die „Luftveränderung“. Man entkommt dem Alltagstrott und lernt andere Kulturen, Menschen und Sichtweisen kennen. Es ergeben sich viele Gespräche in anderer und ungezwungener Urlaubsumgebung. Ich verreise größtenteils mit Freunden und Bekannten und mit Reiseunternehmen für Blinde, die mir eine Reiseassistenz zur Seite stellen. Hier schaue ich mir das Reiseprogramm an. Die Reisen, die für mich interessant sind, buche ich dann. Da ich gern wandere und das als Blinder allein schlecht möglich ist, suche ich mir Reisen mit Assistenz heraus. Es gibt aber noch verschiedene andere Gründe, warum ich mit Reiseassistenz verreise: Zum Beispiel fahren öffentliche Verkehrsmittel nicht überall hin und man weiß oft in fremden Regionen nicht, wo Bahnhöfe und Haltestellen sind. Sich als Blinder in einem Restaurant oder Hotel zurechtzufinden ist schwer. Und nicht immer kann man sich auf die spontane Hilfe fremder Menschen verlassen. Eine gute Reiseassistenz sollte zur Stelle sein, wenn man Hilfe benötigt, aber nicht aufdringlich und bestimmend sein. Sie sollte die Umgebung objektiv beschreiben. Das ist sicher nicht einfach und auch eine Idealvorstellung. Aber die Assistenzen auf meinen Touren haben diese Erwartungen voll erfüllt und manchmal sogar übertroffen. Mir kam es vor, als wäre ich mit Freunden unterwegs.

Letzten Herbst reiste ich mit Reiseassistenz nach Kanada. Die vielen Aktivitäten in der Natur und die Gruppe haben mir besonders gut gefallen. In Nepal erlebte ich eine faszinierende Natur und in Nicaragua interessante Menschen. Meine nächsten Reisen gehen mit der Kirchgemeinde nach Israel und dann mit meiner Freundin in ein Aura-Hotel.

Ich beschreibe dir, was du unbedingt wissen musst

Ich heiße Sarah Formann, bin 28 Jahre und wohne in Leipzig. Seit knapp zwei Jahren arbeite ich als Reise-Assistentin für den Verein Vision Outdoor e. V. In der Zeit, in der ich nicht verreise, bin ich in der Online-Marketing-Branche tätig und gestalte gemeinsam mit meinem Team Inhalte für einen Webshop. Mein blinder Vater verreist sehr gern und schwärmt von seinen Reiseerlebnissen. Irgendwann hatte ich den Wunsch, blinde Menschen auf ihren Reisen zu begleiten. So bewarb ich mich als Reiseassistentin bei Vision Outdoor e. V. 2016 begleitete ich meinen Vater nach Finnland – sozusagen zum Reinschnuppern. Kurz darauf habe ich ein Assistenz-Training durchlaufen. Letzten Herbst durfte ich dann offiziell als Reiseassistentin zu meiner ersten Reise nach Kanada aufbrechen. Egal ob Hundeschlittenfahrten, Wanderungen, Schwimmen, Kajak fahren – ich erlebe die Natur und die Menschen vor Ort viel intensiver als Reiseassistentin, die mit sehbehinderten und blinden Menschen unterwegs ist. Ich nehme mir bewusst Zeit, zum Beispiel einen Totempfahl in Kanada zu beschreiben, oder mucksmäuschenstill im Kajak zu sitzen, um das schnaubende Atemgeräusch der Seerobben zu hören. Wenn ich "privat" verreise, hetzt manchmal eine Attraktion der anderen hinterher.

Jedoch sollte man sich bewusst werden, dass Reiseassistenz kein Urlaub, sondern eher ein Minijob ist. Der macht mir aber unglaublich viel Spaß. Berührungsängste Blinden und Sehbehinderten gegenüber darf man nicht haben. Es sollte ein Reisen auf Augenhöhe sein, bei dem Teilnehmer und Begleiter gleichberechtigt unterwegs sind. Persönlich genieße ich die Zeit in der Natur. Es gibt aber auch Reiseunternehmen, die sich mehr auf Städte spezialisiert haben, deshalb sollten sich angehende Reisebegleiter das Konzept des Anbieters anschauen. In diesem Jahr freue ich mich auf eine Wanderreise ins Riesengebirge.

Kontakt zu Vision Outdoor e.V.: www.visionoutdoor.de

Tipp: Zum Tag der offenen Tür in der DZB am 1. September erzählt Moira Wilson von ihren Erlebnissen als Reisebegleiterin des Reiseveranstalters Traveleyes, der Gruppenreisen für blinde und sehende Menschen anbietet. Wir laden Sie herzlich zu ihrem Vortrag ein!

Reiseliteratur

Elke K ößling: Ge brauchsanweisung für Südengland

Schroff und sagenumwoben erheben sich die Kreidefelsen Südenglands aus dem Meer. Ein Land voller Mythen und alter Legenden, dessen charmant-schrullige Eigenheiten unwiderstehlich sind. Was Sie immer schon wissen wollten über den Süden der eigenwilligen Inselnation, diese köstlich britische Lektüre verrät es Ihnen.

1 CD DAISY (6:08 h) H08136

Katrin Schmidt: Die Großen Seen – USA, Kanada

Reiseführer zu den fünf riesigen Binnenmeeren der USA und Kanadas, das Land der Holzfäller und Pelztierjäger. Neben der beeindruckenden Natur lernt man Städte wie Chicago, Milwaukee, Minneapolis, Detroit, Buffalo, Toronto und Montreal kennen.

1 CD DAISY (16:42 h) H08107

Sybille Bedford: Am liebsten nach Süden : unterwegs in Europa

Sybille Bedfords erfrischend subjektive, kenntnisreiche Reisereportagen führen uns nach Venedig und Capri, in die Normandie und ins Bordelais. Als exzellente Weinkennerin und frühe Anhängerin von Slow Food zeigt sie, wo man in Europa wirklich genießen kann.
2 Bände, Kurzschrift, BNA 15680

Peter Grimm: La Palma

30 ausgewählte Wanderungen führen durch die schönsten Landschaften, zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten. Viele praktische Tipps für die aktive Reisegestaltung und Hinweise auf Restaurants, Hotels etc. helfen bei der Urlaubsplanung.
3 Bände, Kurzschrift, BNA 9807

Technik getestet

BlindShell – ein leicht zu bedienendes Smartphone

Ein Beitrag von Erol Sakinc

Das Smartphone BlindShell, welches ich Ihnen vorstellen möchte, vereint die Technik von heute mit früheren Benutzergewohnheiten. Es ist für Personen geeignet, die auf die vielfältigen Möglichkeiten von heute nicht verzichten, aber auch bei der vertrauten Gebrauchsweise ihrer früheren Handys bleiben wollen. Es sieht auf den ersten Blick wie ein herkömmliches Smartphone aus.

Aufbau des Smartphones

Das Gerät ist 138,5 mm lang, 71,4 mm breit und 8,9 mm hoch. An der oberen Seite befindet sich der Anschluss für das Lade- und Datenkabel. Rechts daneben die runde Buchse für das Headset. Auf der Rückseite oben ist die Kamera angebracht. Auf der rechten Seite ist eine kleine Taste für das Ein- und Ausschalten des Gerätes. Sie dient außerdem als Hometaste. Auf der linken Seite finden Sie eine längliche Taste. Das ist der Lautstärkeregler.

Grundfunktionen und Bedienung

BlindShell beinhaltet folgende Grundfunktionen: Anrufen, Kurzmitteilungen und Kontakte, Wecker, Kalender, Notizen, Rechner, Diktiergerät. Erweiterte Funktionen sind eine Lese-App, Farberkennung, Banknotenerkennung und Bookshare-Bibliothek.

Wenn Sie BlindShell in Betrieb nehmen und damit arbeiten, merken Sie die Unterschiede zu den gängigen Smartphones: Man wischt nämlich nicht auf dem Display, um durch die Menüs zu navigieren oder etwas zu suchen, sondern man tippt darauf.

Mit vier Gesten können Sie BlindShell bedienen:

Die Ein-Finger-Tipp-Geste: Sie berühren das Display auf der rechten oder linken Seite und können sich somit durch die Menüs oder Listen navigieren. Dabei werden Sie merken, dass Sie nicht sofort ein x-beliebiges Element auswählen können, sondern Sie müssen sich von Anfang an bis zu dem Element durchnavigieren, welches Sie auswählen möchten.

Die Ein-Finger-Halte-Geste: Diese Geste dient der Bestätigung und Auswahl von Elementen. Dafür müssen Sie die Finger für ca. eine halbe Sekunde auf einem Element liegen lassen.

Die Zwei-Finger-Tipp-Geste: Hier berühren Sie das Display kurz mit zwei Fingern. Diese Geste benötigen Sie, um sich den fokussierten Text vorlesen zu lassen.

Die Zwei-Finger-Halte-Geste: Diese Geste kann man kurz als Abbruchgeste bezeichnen. Dabei legen Sie zwei Finger leicht abgespreizt für ca. eine halbe Sekunde auf das Display.

Der Vorteil: Sie können davon ausgehen, dass alle Apps, die Sie hier finden, durch blinde Menschen bedienbar sind.

Der Nachteil: Beim BlindShell sind alle Apps schon vorinstalliert. Individuelle Installationen von Apps sind nicht möglich. Sie können eine App, von der Sie ausgehen, dass sie nützlich für Sie ist, nicht einfach herunterladen und installieren.

Fazit: BlindShell ist für den Smartphone erfahrenen, technikaffinen Menschen wahrscheinlich nicht das Richtige. Aber für jemanden, der bisher ein Handy benutzt hat und etwas einfach Handhabbares sucht, ist es durchaus eine Alternative.

Kontakt: erol.sakinc@dzb.de

Fragebogen

Sechs Fragen – sechs Antworten

Mitarbeiter, Partner, auch Freunde der DZB antworten auf unsere Fragen. Diesmal Elke König (Zeitschriftenredaktion)

Was ist Ihre Aufgabe in der DZB?

Als Zeitschriftenredakteurin stelle ich Zeitschriften, wie beispielsweise „Ratgeber aktuell“, „Deutschlandrevue“ und „Das Gesundheitsmagazin“ zusammen und bereite deren Produktion in Brailleschrift bzw. in der Hörfassung vor. Zu meiner Arbeit gehören die Recherche vieler Zeitschriften im Schwarzdruck und im Internet, die Auswahl von Beiträgen und das Schreiben von Texten. Zusammenfassend kann man auch sagen: Ich erstelle ein Manuskript für die Produktion der Zeitschriften.

Welche Arbeit haben Sie gerade auf dem Tisch?

Ich bereite gerade die Zeitschrift „Das Gesundheitsmagazin“ 6/2018 für die Produktion vor. Nachdem die Beiträge für die Zeitschrift ausgesucht sind, gebe ich der Zeitschrift eine Struktur, damit in der Übertragung das Layout und im Studio die Navigation umgesetzt werden kann.

In meiner Freizeit beschäftige ich mich am liebsten mit …

… meinem Garten! Dort baue ich Obst, Gemüse und Blumen an, gebe aber auch der heimischen Flora, Insekten und kleinen Tieren Raum. In diesem Naturerleben, mit viel Bewegung, finde ich Kraft und Ausgleich.

Welche drei Dinge würden Sie auf eine Insel mitnehmen?

Ein Buch über die entsprechende Insel und ihre Geschichte, eine Landkarte, mein Kuschelkissen.

Haben Sie ein Buch, das Sie empfehlen können?

Den Abenteuerroman „Grab des weißen Mannes“ von Richard Dooling.

Der Amerikaner Michael Killigan verschwindet in Afrika. Sein Vater und sein Freund machen sich auf, ihn in Afrika zu suchen und erleben dabei eine völlig fremde Lebenswelt. Das besonders Erhellende an diesem spannenden Roman ist, dass einem deutlich gemacht wird, wie sehr sich die Spielregeln des Überlebens in Sierra Leone von denen der westlichen Welt unterscheiden. Das Wissen der Protagonisten ist dabei völlig unbrauchbar. Es gelingt Richard Dooling gleichzeitig, ein ironisches Porträt der amerikanischen Gesellschaft zu zeichnen.

Das Tolle ist: Dieses Buch kann in der Punktschriftbibliothek der DZB ausgeliehen werden.
6 Bände, Kurzschrift, Ausleihe 8864

Ihr Lebensmotto?

Weniger Perfektionismus, mehr Gelassenheit!

Rätsel

Machen Sie mit und gewinnen Sie!

Wir wollen wissen: Welcher bekannte Thriller-Autor liest zum Tag der offenen Tür 2018 in der DZB?

Schicken Sie Ihre Antwort bis 6. August 2018 per E-Mail (presse@dzb.de) oder per Post an: DZB, Kennwort Rätsel, Gustav-Adolf-Straße 7, 04105 Leipzig

Das können Sie gewinnen: einen Taschenkalender in Brailleschrift (FLEXI) bzw. einen Taschenkalender in MAXI-Druck (COMFORT).

Mitarbeiter der DZB können nicht teilnehmen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Auflösung aus 1/2018

Die richtige Antwort lautet: Industriemuseum Chemnitz

Der glückliche Gewinner heißt: Stefan Menz. Herzlichen Glückwunsch!

Sudawo – Such das Wort

Suchen Sie das Wort, das sich aus allen 9 Buchstaben bilden lässt.
Beispiel: HLNAAMDBE
Lösung: Abendmahl

  1. IEWISZTEE
  2. PETMOINRN
  3. UELEGSPZI

Auflösung siehe unten.
Weitere Rätsel finden Sie in „Sudawo“ (1 Bd., Vollschrift, BN-Verkauf 8154, 1 Bd., Kurzschrift, BN-Verkauf 8155, je 12 Euro).

Impressum

Herausgeber, Herstellung, Vertrieb

Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB)
Gustav-Adolf-Straße 7, 04105 Leipzig
Tel.: 0341 7113-0, Fax: 0341 7113-125
E-Mail: info@dzb.de
www.dzb.de

Redaktion

Gabi Schulze
Tel.: 0341 7113-148, E-Mail: gabi.schulze@dzb.de

Abonnements, Anzeigen

Sylvia Thormann

Tel.: 0341 7113-120, E-Mail: abo@dzb.de

»in puncto DZB« wird vier Mal im Jahr kostenfrei per E-Mail versandt und online unter www.dzb.de veröffentlicht.

Die Zeitschrift erscheint kostenpflichtig wahlweise als CD DAISY sowie in Blindenkurzschrift.

  • Jahresbezugspreis Braille-Ausgabe: 9 Euro
  • Jahresbezugspreis CD DAISY: 9 Euro

Das kostenpflichtige Abonnement gilt bis zum Ende des Kalenderjahres und verlängert sich automatisch um ein Jahr, wenn es nicht spätestens bis zum 30. September gekündigt wird. Bei Bestellung im laufenden Kalenderjahr erfolgt die Preisberechnung anteilig.

Es gelten unsere AGB. Die vollständigen AGB finden Sie im Internet unter www.dzb.de/agb, auf Wunsch senden wir Ihnen diese gern zu.

DZB 2018

Spenden

Förderverein »Freunde der DZB e.V.«
Sparkasse Leipzig
IBAN DE44 8605 5592 1100 8300 10
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Auflösung Sudawo

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